Forderung: Bei größerem Risiko höherer Kassenbeitrag

Ökonom fordert mehr Steuern für Konsumgüter. CDU-Politiker will Übergewichtige zur Kassen bitten.

Düsseldorf. Die Forderung des CDU-Bundestagabgeordneten Marco Wanderwitz nach höheren Kassenbeiträgen für Übergewichtige hat eine Welle der Empörung ausgelöst. "Ich habe selten einen so dummen Vorschlag gehört", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der SPD, Karl Lauterbach, unserer Zeitung. Die Bundesgeschäftsführerin der Grünen, Steffi Lemke, nannte es eine "bodenlose Dreistigkeit", wie die Union mit dem Finger auf Übergewichtige zeige.

In einem Interview hatte der CDU-Nachwuchspolitiker aus Chemnitz gesagt: "Es muss die Frage erlaubt sein, ob die immensen Kosten, die zum Beispiel durch übermäßigen Esskonsum entstehen, dauerhaft aus dem solidarischen System beglichen werden können."

Experten zufolge belaufen sich die Kosten durch Übergewicht und Folgeerkrankungen auf bis zu 20 Milliarden Euro jährlich. Eine "massive Belastung", räumte Lauterbach ein.

Dennoch seien höhere Kassenbeiträge für Übergwichtige abwegig. "Viele Übergewichtige sind krank. Sie müssen nicht durch höhere Beiträge bestraft werden, sondern brauchen Hilfe." Gleiches gelte für Suchtkranke wie Raucher und Alkoholabhängige. "Wir brauchen keine Gesundheitspolizei, sondern Vorschläge, wie diese Krankheiten verhindert werden können", sagte Lauterbach.

Noch weiter in der Diskussion um eine höhere Beteiligung von Risikogruppen geht der Gesundheitsökonom Jürgen Wasem. Er regt höhere Steuern für gesundheitsschädliche Konsumgüter wie beispielsweise Alkohol, Schokolade oder Risikosportgeräte an. Ein Vorschlag, der aus Sicht Lauterbachs kaum praktikabel ist. "Wo zieht man da die Grenze? Dunkle Schokolade etwa ist gesund. Und riskanter Sport ist gesünder als gar keiner. "