Frankreich: Spott für die Liebenden vom Nil

Die Opposition kritisiert die Urlaubsfotos des Präsidenten mit seiner neuen Freundin Carla Bruni.

<strong>Paris. Zärtlich küsst sie ihm während einer Bootsfahrt den Rücken. Eine Seite weiter: Sie schmiegt mit sanftem Lächeln den Kopf an seine Schulter, auf der nächsten schlendern sie Arm in Arm, im Hintergrund die Pyramiden. Am Donnerstag hat das französische Klatschmagazin "Paris Match" eine seit langem angekündigte Bilderserie von Frankreichs Präsidenten Nicolas Sarkozy und seiner neuen Liebe, der Chanson-Sängerin Carla Bruni, veröffentlicht. Immer beißender wird der Spott der Opposition: "Das Verhalten seines Präsidenten setzt Frankreich in der europäischen Presse der Lächerlichkeit aus", schimpft der sozialistische Abgeordnete Arnaud Montebourg. "Landen die Eroberungen des Präsidenten am Ende auch in der Regierung?" Sogar Sarkozys umstrittener Redenschreiber und enger Berater Henri Guaino sieht sich veranlasst, einzugreifen und das Verhalten seines Chefs zu verteidigen: "Er ist geschieden, er betrügt niemanden - ich sehe nicht, wo das Problem ist."

Kommunalwahlen im März gelten als Stimmungstest für Sarkozy

Doch die Stimmen seiner Kritiker klingen umso verbitterter, als Sarkozy in seiner Neujahrsrede eine "Politik der Zivilisation" versprochen hat. Höchst "nebulös" sei diese Ansprache gewesen, wettert die Linke. Und sogar der angesehene Intellektuelle und Urheber des Konzepts dieser "Politik der Zivilisation", Edgar Morin, zeigt sich "überrascht": Er wüsste gerne, wie Sarkozy seine Idee mit Inhalt zu füllen gedenke. "Bis jetzt ist es nur eine Worthülse." Ob die Franzosen tatsächlich das Verhalten ihres Präsidenten satthaben, dürften als nächster großer Stimmungstest die Kommunalwahlen Anfang März zeigen. Jüngsten Umfragen zufolge stimmt derzeit jeweils etwa knapp die Hälfte der Bevölkerung Sarkozys Politik zu - beziehungsweise lehnt sie ab.

Montebourg ist sich indes sicher, die Franzosen seien "angewidert", beispielsweise von den Glückwünschen Sarkozys an seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin nach den dortigen umstrittenen Wahlen, von seinem "Kniefall" vor US-Präsident George W. Bush oder vom knapp einwöchigen Besuch von Libyens exzentrischem Machthaber Muammar al-Gaddafi in Paris. "Und unterdessen wird das Privatleben als Ablenkungsmanöver instrumentalisiert."

Die offensichtlich mit Sarkozys Zustimmung gemachten Fotos in "Paris Match" entstanden während des Weihnachtsurlaub des Paares in Ägypten, mit der Überschrift: "Die Liebenden vom Nil". Auch Sarkozys blondgelockter Sohn Jean (20) ist mit Freundin Jessica zu sehen.

Dem Eigentümer von "Paris Match" dürfte der Artikel gefallen: EADS-Großaktionär Arnaud Lagardère ist eng befreundet mit Sarkozy und Trauzeuge seiner vor gut zwei Monaten geschiedenen Ehe mit Cécilia.