Gauck-Kandidatur spaltet Schwarz-Gelb
Der frühere Stasi-Jäger wird zum ernsthaften Gegner für Christian Wulff.
Berlin. Er gehört keiner Partei an, ist im Rentenalter und hat rein rechnerisch eigentlich keine Chance. Dennoch entwickelt sich Joachim Gauck vor der Bundespräsidentenwahl vom Außenseiter zum Konkurrenten für den von Schwarz-Gelb nominierten Christian Wulff (CDU).
Schleswig-Holsteins FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki sagt mit Blick auf Gauck: "Ich wundere mich im Nachhinein, warum FDP und CDU nicht auf diesen Kandidaten selbst gekommen sind." Der von SPD und Grünen ins Rennen geschickte DDR-Menschenrechtler und frühere Stasi-Jäger genießt als möglicher "Bürgerpräsident" Sympathien auch im Regierungslager.
Auch in den Unionsreihen galt Gauck schon mal als würdiger Kandidat für das Bundespräsidentenamt. 1999 wollte die CSU ursprünglich ihn als Alternative zum SPD-Kandidaten Johannes Rau ins Rennen schicken.
Nun hat der politische Gegner mit der Nominierung einen geschickten Zug gemacht. SPD und Grüne können die Gauck ablehnende Linke als Partei entlarven, die noch nicht vollständig ihr Verhältnis zur DDR-Vergangenheit geklärt hat. Zudem sorgt die Personalie auch bei Union und FDP zunehmend für Krach.
Kubicki schloss sogar nicht aus, dass Wulff im ersten Wahlgang die nötige absolute Mehrheit verpasst. Schwarz-Gelb stehen mindestens 21 Sitze mehr zu, als für die Wahl notwendig sind. Weil die Linke nicht für Gauck stimmen will, dürfte an der Wahl Wulffs zwar kein Zweifel bestehen. Sollten ihm aber zehn oder mehr Stimmen aus dem Koalitionslager fehlen, würde der geplante Befreiungsschlag von Kanzlerin Angela Merkel mit einem Makel behaftet sein.