Gewerbesteuereinnahmen: Monheim wird zum Musterknaben
Die Gemeinde entwickelt sich zum Motor im Kreis Mettmann. Die Gewerbesteuer wird sich binnen kürzester Zeit verfünffachen.
Monheim. „Manchmal kann ich es noch immer nicht so recht glauben, was da in Monheim passiert.“ Das sagt Max Herrmann mit Blick auf die regelrecht explodierenden Gewerbesteuereinnahmen. Tatsächlich hat Herrmann einen nicht unerheblichen Anteil daran. Er ist Kämmerer der Rheingemeinde.
Und der 61-Jährige hat mit Bürgermeister Daniel Zimmermann (29) sowie dem Team der städtischen Wirtschaftsförderung — in Absprache mit den Ratsfraktionen — wirtschaftlich die Weichen so gestellt, dass Monheim jetzt derart im Aufwind ist.
Es klingt wie ein kleines Wunder: Für 2011 war der Kämmerer davon ausgegangen, dass der städtische Haushalt mit einem Minus von 13 Millionen Euro abschließen würde. Tatsächlich gab es am Ende einen Überschuss von 13 Millionen Euro.
Dabei hatte sich Herrmann keineswegs verrechnet. Hohe Steuernachzahlungen machten es möglich. Lag sonst das jährliche Aufkommen bei etwa 20 Millionen Euro, waren es nun 45 Millionen.
Das gab Spielraum. Mehrere Unternehmen interessierten sich ohnehin für den attraktiven Standort am Rhein zwischen den Metropolen Düsseldorf und Köln. Allerdings war ihnen die Gewerbesteuer mit einem Hebesatz von 435 Punkten ein Dorn im Auge. Andere Kommunen waren deutlich günstiger.
Rathaus und Politik schworen sich aufeinander ein und schlossen einen Pakt: Der Hebesatz wird auf 300 Punkte gesenkt — die niedrigste Gewerbesteuer in NRW. Für Betriebe bedeutet das ein Drittel weniger an Kosten.
Der Monheimer Vorstoß kam gut an bei Firmen. Für das noch in Düsseldorf sitzende Unternehmen Ecolab beispielsweise war es das entscheidende Signal, die Deutschlandzentrale mit bis zu 900 Arbeitsplätzen nach Monheim zu verlegen. „Weitere Firmen werden folgen“, sagt Bürgermeister Zimmermann. Mehr will er nicht sagen und verweist auf zu unterschreibende Verträge.
Die Prognose der Gewerbesteuerentwicklung für 2012 spricht eine klare Sprache: Die soll nochmals um 40 Millionen Euro steigen. „Vom Schmuddelkind zum absoluten Musterknaben“, jubelt die Wirtschaftsförderung. Für 2014 wird gar erwartet, dass die Marke von 100 Millionen Euro Gewerbesteuer geknackt wird.
Der Boom hat positive Auswirkungen auf den gesamten Kreis Mettmann. Die Schulden der Rheingemeinde, immerhin derzeit 100 Millionen Euro, werden in den kommenden zwei Jahren um 35 Millionen Euro zurückgefahren.