2014 mehr als 200 000 Asylanträge

Berlin (dpa) Sie fliehen vor Krieg und Zerstörung: Zehntausende Syrer suchen in Deutschland Zuflucht. Aber auch von anderswo kamen 2014 viele Asylbewerber. Ähnlich hohe Zahlen gab es zuletzt vor 20 Jahren.

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In Deutschland haben 2014 so viele Flüchtlinge Schutz gesucht wie seit Anfang der 90er Jahre nicht mehr. Insgesamt wurden 202 834 Asylanträge gestellt, rund 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Jeder fünfte Asylbewerber kam aus dem Bürgerkriegsland Syrien, wie das Bundesinnenministerium am Mittwoch in Berlin mitteilte. Auf Platz zwei der Herkunftsländer folgten Serbien (27 148), Eritrea (13 253) und Afghanistan (9673). Den bisherigen Höchststand hatte Deutschland 1992 mit insgesamt 438 191 Asylanträgen erreicht.

Die Zahl der Asylbewerber in Deutschland geht seit langem nach oben. 2013 hatte das zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge noch rund 127 000 Anträge registriert. Experten klagen, der Anstieg sei angesichts der Krisen auf der Welt absehbar gewesen. Bund, Länder und Kommunen hätten sich aber zu spät darauf eingestellt. In vielen Städten und Gemeinden hatte es zuletzt große Probleme bei der Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen gegeben.

„Die stetig steigenden Asylzahlen stellen uns vor enorme Herausforderungen“, sagte Innenminister Thomas de Maizière (CDU). „Die immer größer werdenden Flüchtlingsströme und das damit verbundene Leid der verfolgten Menschen können uns nicht gleichgültig lassen.“

Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl sprach von einer lösbaren Herausforderung. „Die Zahlen haben angesichts des Flüchtlingsdramas vor den Toren Europas eine überschaubare Größenordnung“, sagte Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt der dpa. Von einem nicht zu bewältigenden Ansturm - wie es einige darstellten - könne keine Rede sein. Burkhardt mahnte, Deutschland müsse sich dauerhaft auf ähnlich hohe Asylbewerberzahlen einstellen. Mit Blick auf die internationale Lage sei ein Rückgang nicht in Sicht. „Das ist eine Daueraufgabe.“

De Maizière sagte, Deutschland biete allen, die wirklich schutzbedürftig seien, Zuflucht. Viele Menschen beantragten aber auch Asyl, die in ihrer Heimat nicht verfolgt würden. Aus Sicht der Regierung gehören dazu Menschen aus Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina, die 2014 in großer Zahl ins Land kamen. Die Regierung hatte die drei Staaten im vergangenen Jahr als „sichere Herkunftsländer“ eingestuft, um Asylbewerber von dort schneller in ihre Heimat zurückzuschicken. Das sorgte für viel Kritik.

Der Anstieg der Asylbewerberzahlen stellte in den vergangenen Monaten auch das zuständige Bundesamt vor Probleme: Die Behörde schiebt immer noch einen Berg unerledigter Anträge vor sich her: Ende Dezember lagen noch 169 166 zur Entscheidung in Nürnberg, davon gut 150 000 Erstanträge. Die Regierung hat das Personal dort bereits aufgestockt.