Pannenflieger A400M: Fluggerät von namhafter Luftwaffe dringend gesucht

Das Verteidigungsministerium hält am Transall-Nachfolger A400M fest - und muss nun mit Transportlücken fertig werden

Ein Airbus A 400 M fliegt am 31. Mai in Schönefeld (Brandenburg) während eines Testfluges.

Foto: Ralf Hirschberger

Berlin. Die Bundeswehr hat ganz auf den neuen Lufttransporter A400M von Airbus gesetzt und steht wegen der schleppenden Produktion und technischer Probleme nun vor einer Versorgungslücke. Um die Aufgaben dennoch bewältigen zu können, sucht man jetzt auf allen Ebenen nach Transportalternativen für die Zwischenzeit. Ganz von dem Pannenflieger lassen will man im Verteidigungsministerium aber nicht.

60 Maschinen sollte Deutschland ab 2011 ursprünglich bekommen. Das wurde aus Kostengründen schon auf 40 reduziert. Plus 13, die Deutschland dem Hersteller Airbus zwar abnehmen, dann aber weiterverkaufen will. Eingetroffen sind wegen der Produktionsverzögerungen seit 2014 bisher ganze drei Exemplare, ein viertes befindet sich in der Abnahme. Dieses Jahr kommen gerade mal vier bis sechs Maschinen an - statt neun, wie geplant. Und: Die bisher gelieferten Flugzeuge erfüllen längst nicht alle versprochenen Fähigkeiten.

Weder haben sie schon einen ausreichenden passiven Schutz vor Beschuss, noch können sie auf Kurzpisten starten. Die Luftbetankung von Hubschraubern funktioniert nicht und es können auch nicht viele Fallschirmspringer gleichzeitig abgesetzt werden. Für einfache Lufttransporte taugt das Gerät, aber noch nicht für den Einsatz in gefährlichen Regionen. Am schlimmsten aber: Am Flugzeugrumpf gab es Risse, und die Triebwerke machen Probleme.

Alles nicht konstruktiv bedingt, nicht sicherheitsrelevant und beherrschbar, ist dazu derzeit die Auskunft von den Herstellern und auch die Überzeugung im Verteidigungsministerium. Aber die Wartungsintervalle mussten drastisch verkleinert werden, teilweise auf 20 Flugstunden. "Damit kommt man nicht weit", heißt es bei den Militärs. 59 bereits ausgebildete Piloten, die wie ihre neuen Maschinen in Wunstorf bei Hannover stationiert sind, werden deshalb einstweilen mit dem Transport von Berliner Ministern und dem Fliegen von Drohnen in Afghanistan in Übung gehalten.

Trotz alledem sind die Militärs vom A400M überzeugt. Es gab intern Diskussionen, aus dem Projekt auszusteigen, doch wurde anders entschieden. Der A400M transportiert doppelt so viel Last doppelt so weit in doppelter Geschwindigkeit wie die alte Transall, so das Argument. Wenn das erste mit allen Fähigkeiten ausgestattete Exemplar eintreffe, werde man sehen, wie wertvoll die Maschine sei, heißt es. Spötter raten freilich schon, damit dann den neuen Berliner Großflughafen zu eröffnen. Mit dessen Planung wurde nämlich ebenfalls Mitte der 1990er Jahre begonnen und seine Inbetriebnahme steht ebenfalls noch in den Sternen.

Weil die verbliebenen rund 50 Transall-Maschinen nach und nach bis 2021 aufs Altenteil sollen - sie sind schon jetzt über 30 Jahre alt - sucht die Bundeswehr dringend Ersatz. Punktuell will man Kapazitäten bei Verbündeten ausleihen, die freilich zum Teil selbst unter der A400M-Verzögerung leiden. Sogar der Kauf von Maschinen, etwa von amerikanischen Herstellern, für einen europäischen Ausleihverbund wird erwogen. Sechs Transall, die ursprünglich 2018 außer Dienst gestellt werden sollten, sollen in jedem Fall länger als geplant fliegen.

Zudem sollen Verträge mit privaten Cargoanbietern erneuert werden und Piloten Flugstunden auf amerikanischen und britischen Maschinen absolvieren. "Die Lücke ist beherrschbar", heißt es im Verteidigungsministerium. Über die Mehrkosten dafür weiß man noch nichts, will sich aber bei den A400M-Herstellern schadlos halten. "Die Verträge sind ganz klar".