Affäre um Limburger Bischof: Das liegt wie eine Last auf der Kirche

Beim Limburger Bischof Tebartz-van Elst kommt zu Verschwendungsvorwürfen nun auch handfester juristischer Ärger.

Limburg. Ein drohender Strafbefehl wegen Falschaussage, die Kostenexplosion bei seiner Residenz — der katholische Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, steht erheblich unter Druck. Viele Kritiker erwarten einen Rückzug des 53-jährigen Oberhirten. Die Fehler seiner Amtsführung strahlen vom Limburger Domberg weit ins Land aus. „Die ganze Sache liegt wie eine Last auf der Kirche hier in Deutschland“, sagte der Frankfurter Pfarrer Dietmar Heeg am Donnerstag.

„Den Vorgang verfolgen wir aufmerksam und mit großer Sorge“, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Eine Entscheidung wird vermutlich in Rom fallen, bei Papst Franziskus.

Kirchenexperten hatten schon in den vergangenen Wochen den drohenden Strafbefehl als rote Linie für Tebartz-van Elst beschrieben. Es geht um Aussagen zu einem Erste-Klasse-Flug nach Indien — ein fatales Symbol, weil er dort Hilfsprojekte für die Armen besuchte. Die Meilen für die Hochstufung im Flieger spendierte sein Generalvikar Franz Kaspar. Doch der Bischof machte zu dem Luxusflug falsche Angaben und legte sich sogar eidesstattlich fest. Nun bescheinigen ihm Hamburger Staatsanwälte, die Unwahrheit gesagt zu haben. Wegen der 31 Millionen Euro für seinen luxuriösen Bischofssitz ging Tebartz-van Elst am Donnerstag in die Offensive. „Niemand sollte den Stab über mich brechen“, sagte er. Es sei ein Bau für kommende Generationen. „Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche.“

Zu diesen Affären kommt Kritik am autoritären Führungsstil des standesbewussten Oberhirten. Der gemeinsame Nenner aller Probleme: fehlende Glaubwürdigkeit. „Der Glaubwürdigkeitsverlust ist immens groß“, sagte Ingeborg Schallai, Vorsitzende der Diözesanversammlung. Der Bischof stehe dem Verkündigungsauftrag der Kirche „gewaltig im Weg“. Doch wie schnell die Kirche handelt, ist ungewiss. Ihre Mühlen mahlen langsamer, als die Öffentlichkeit es etwa aus der Politik gewohnt ist.

Bei einem Minister wäre wohl nach der Nachricht aus Hamburg vom Morgen der Rücktritt am Nachmittag fällig gewesen. Im Fall Limburg hat der Vatikan schon schnell reagiert, als er wenige Wochen nach einer Unterschriftenaktion gegen den Bischof im September Kardinal Giovanni Lajolo als Papstgesandten in Marsch setzte.

Beim jüngsten aus Rom erzwungenen Bischofsrücktritt in Europa gab es im April Gespräche mit den in Ungnade gefallenen Kirchenfürsten. Im September traten die Erzbischöfe von Maribor und Ljubljana (Laibach) erst zurück.

Im Vergleich zu den Verfehlungen anderer Bischöfe wiegen die Sünden von Tebartz-van Elst indes nicht schwer — in Slowenien ging es um verzocktes Geld; in Österreich, Irland und den USA in den vergangenen Jahren um sexuellen Missbrauch.

Ein Verbleib des Oberhirten bei seiner Limburger Herde dürfte schwierig werden. Die Katholiken im Bistum müssten noch 20 Jahre mit ihm auskommen, auch wenn sie das Vertrauen in ihn verloren haben. „Es ist auch eine Frage, ob er sich das antun will“, sagt ein Kirchenkenner.