Airlines fordern Tegel-Sanierung
Drohende Kosten überschatten den Streit der Parteien.
Berlin. Bundesverkehrsminister Peter Raumsauer (CSU) wehrt sich. „Ich weise alle Unterstellungen, ich hätte irgendetwas früher gewusst, wirklich in aller Deutlichkeit zurück“, sagte er am Dienstag zu den Vorwürfen von SPD-Chef Sigmar Gabriel.
Der hatte geäußert, Ramsauer sei schon eher über eine erneute Verschiebung des Eröffnungstermins für den neuen Berliner Flughafen informiert gewesen und habe dem Aufsichtsrat diese Erkenntnisse nicht mitgeteilt.
Während sich die Politiker noch über die Schuldfrage und die Mehrkosten streiten, drohen von einer anderen Seite neue Probleme. Lufthansasprecher Wolfgang Weber sagte unserer Zeitung, sein Unternehmen werde eine umfangreiche Sanierung des Flughafens Berlin-Tegel fordern. Auch Air Berlin sieht Handlungsbedarf.
Hintergrund ist, dass durch die Verzögerungen beim Bau des neuen Hauptstadtflughafens die Lufthansa ihr für den neuen Airport ausgelegtes, um 50 Prozent gesteigertes Flugaufkommen über den alten Flughafen Tegel abwickeln muss.
Auch Air Berlin und andere Airlines setzen weiter auf den Flughafen, dessen Terminal aus dem Jahr 1974 für solch ein Verkehrsaufkommen nicht ausgelegt ist. Mit 18 Millionen Passagieren im vergangenen Jahr (25 Millionen zusammen mit dem Flughafen Berlin-Schönefeld) ist Tegel nun dabei, Düsseldorf als drittgrößten deutschen Airport (20,8 Millionen Passagiere im vergangenen Jahr) einzuholen.
Gebäude und Technik bringt das an die Grenzen. Jede Störung im Ablauf sorgt für eine Kette weiterer Verzögerungen. Probleme macht vor allem die Gepäckabfertigung. „In den letzten Monaten gab es Hunderte kleiner Ausfälle“, sagte Weber. Für die Passagiere bedeutet das lange Wartezeiten. Auch Fluggastbrücken, Computer und Sanitäreinrichtungen sind in die Jahre gekommen. Weber: „Da muss jetzt noch mal was gemacht werden.“
Bis zu 120 Millionen Euro, so eine Berechnung des Magazins „Focus“, könnte der Weiterbetrieb von Tegel kosten — oder mehr, je nachdem, wann der neue Flughafen fertig wird. Lufthansasprecher Weber will dazu keine Prognose abgeben.