Aktionstag: Kölner Moslems distanzieren sich von Islamisten
Mit dem Terror und Hass wollen die Muslime von der Kölner Zentralmoschee nicht in Verbindung gebracht werden.
Köln. Nein, gewusst hat er von diesem Aktionstag nicht, sagt Adil Emsen. Aber dass Muslime sich von Extremismus und Rassismus distanzieren, findet er genau richtig: „Jeder soll nach seinem Glauben leben. Alles andere bringt doch nichts.“
In etwa 2000 deutschen Moscheen standen Gebete und Predigten am Freitag unter dem Motto „Muslime gegen Hass und Unrecht“. Eine von ihnen war die Kölner Zentralmoschee — der größte Moscheenkomplex in Deutschland, wenn er denn irgendwann mal fertig werden sollte. Hier steht Emsen am Mittag in einer kleinen Gruppe, unterhält sich und wartet auf das Freitagsgebet.
Ein alter Mann, wenige Meter entfernt, verkauft aus dem Kofferraum eines Lieferwagens heraus Obst und Gemüse. Rund 500 Gläubige strömen nach und nach in die Moschee. Alte, Erwachsene mit Kindern, Jugendliche. Manche wissen von der Aktion, andere nicht.
Yassin Mahboub, Dreadlocks und Kopfhörer über den Ohren, steigt vom Fahrrad und zieht sich schnell eine lange Hose über die Shorts. Er findet diesen Tag „eine super Sache“. Im Gespräch über religiös begründete Gewalt werde viel zu oft verallgemeinert. Deshalb sollte gezeigt werden, „dass die wahre Religion für Frieden steht“.
Adil Emsen, Moscheebesucher
Die großen Kundgebungen sind heute in anderen Städten. Etwa in Ronneburg bei Hannover, wo Innenminister Thomas de Maizière (CDU) die Eyub Sultan Moschee besuchte. Er rief die Muslime dazu auf, den Staat beim Kampf gegen Extremisten zu unterstützen. „Nur gemeinsam kann es uns gelingen zu erkennen, wenn junge Menschen in den Extremismus abzugleiten drohen.“ Zugleich aber verurteilt er Anschläge auf Gotteshäuser, gleich welcher Religion.
Die Predigt in der Kölner Zentralmoschee steht auch unter dem Motto „Stop Hass, Gräuel und Ungerechtigkeit!“. Anschließend wird — wie in jeder beteiligten Moschee — eine Friedenserklärung verlesen. Organisiert hat das der Koordinationsrat der Muslime, die Dachorganisation der vier großen muslimischen Verbände in Deutschland.
Emsen sagt, der Terror, der derzeit im Irak und in Syrien geschehe, habe „nichts mit dem Islam zu tun. Dagegen bin ich, dagegen sind alle Muslime. Das sind Terroristen.“ Hussein Dindar, ein anderer Mann aus der Runde, stimmt zu: „Im Koran steht so etwas nicht.“ Gemeint sind die Exekutionen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Den Muslimen geht es um Abgrenzung und Aufklärung: „Vor allem in der Gesellschaft in Deutschland ist großer Bedarf vorhanden, uns, unsere Kultur und unsere Religion noch besser vorzustellen“, heißt es in der Predigt.