Langenfeld - Wo altern keine Angst mehr macht

Langenfeld tut viel dafür, dass die Bürger im gewohnten Umfeld alt werden können. Den Förderkredit des Landes nehmen aber nur wenige in Anspruch.

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Düsseldorf/Langenfeld. Freitags ist Markt in Langenfeld. Die dominierende Haarfarbe in der von Marktständen gesäumten Fußgängerzone ist weiß oder grau. Die Demografieentwicklung in der 57 000 Einwohner Gemeinde im Rheinland ist nicht anders als in anderen Städten. Langenfeld schrumpft nicht, aber es altert.

Dennoch wird Langenfeld derzeit als Vorbild gehandelt. Zuletzt lobte Stadtentwicklungsminister Michael Groschek (SPD) bei einem Besuch die „Lokomotive in Sachen Demografiemanagement“. Auch in Fachmagazinen taucht Langenfeld regelmäßig als Positivbeispiel für einen weitsichtigen Umgang mit dem Thema Stadtentwicklung auf.

Oberste Demografiemanagerin ist seit zwölf Jahren Marion Prell. Sie ist Beigeordnete und Fachbereichsleiterin für Soziales und Allgemeine Ordnung — und Vorreiterin in Sachen „Quartiersarbeit“. Prell stieß bereits vor Jahren Netzwerke an, holte die jüngere und mittlere Generation mit ins Boot und widmet sich seit zwei Jahren besonders der „Quartiersarbeit“, damit Straßenzüge und Stadtteile zu modernen Dorfgemeinschaften heranwachsen.

Was nicht am Ort ist, wie Supermärkte oder Apotheken, wird durch Bringdienste kompensiert. Initiativen und Vereine bieten generationsübergreifende soziale Angebote an. Ärzte machen selbstverständlich Hausbesuche. Es gibt eine Wohn- und Pflegeberatung, die ebenfalls bei Bedarf nach Hause kommt. „Den Menschen ist es wichtig, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden, im gewohnten Viertel zu leben“, sagt Prell.

Das weiß sie, weil ihr Team die Langenfelder zwei Mal in einer groß angelegten Umfrage danach gefragt hat. Pflegeheime, die wie Pilze aus dem Boden schießen, Senioren-WGs, Mehrgenerationenhäuser oder andere alternative Wohnformen — von all dem hält man in Langenfeld nicht viel. Der Umbauboom zum barrierefreien Eigenheim bleibt trotzdem aus.

Das bemängelt auch der Sozialverband VdK NRW. Carsten Ohm, Referent für Sozialpolitik, findet es schwierig, dass die Fördermittel, die NRW für das barrierefreie Umbauen der eigenen Wohnung zur Verfügung stellt, nur über ein Darlehen abrufbar sind.

Ein Kredit schrecke ältere Menschen ab, sagt Ohm: „Es ist wichtig, auch Zuschüsse und steuerliche Vorteile anzubieten. Gerade wenn man noch erwerbstätig ist und baulich vorsorgen will“, sagt Ohm. Er habe auch den Eindruck, dass sich zu wenig Menschen mit dem Thema befassen. „Das muss offener kommuniziert werden“, sagt er.

Dafür sind Menschen wie Petra Kremer zuständig. Sie ist in der Wohn- und Pflegeberatung in Langenfeld tätig. „Die Anzahl der Menschen, die zu uns kommen, weil sie Fördergelder zum Umbau ihrer Wohnung beantragen möchten, wächst nur langsam“, sagt sie.

Oft reichten schon kleine Veränderungen im Haushalt, die das Leben in den eigenen vier Wänden auch mit Rollstuhl ermöglichen, sagt die Beraterin. Bei Hausbesuchen gibt sie Tipps zu den Fördermitteln. „Wenn es dann doch mal eine Rampe zur Haustür oder ein spezielles Treppengeländer sein muss, sollte das auch bezahlbar sein“, sagt sie.

Auch Marion Prell sagt: „Es kann gar nicht oft genug kommuniziert werden, dass es eine öffentliche Förderung gibt.“ Der Wille in der Bevölkerung, sich frühzeitig Gedanken über das Leben im Alter zu machen, müsse aber noch geweckt werden, so Prell. Denn bisher werden von 150 Millionen Euro im Fördertopf des Landes NRW für Altbau- und Bestandssanierung nur knapp 20 Millionen jährlich abgerufen.

Das bestätigt Kay Noell, Referatsleiter im NRW-Bauministerium auf Anfrage unserer Zeitung. Es seien vor allem Bauunternehmer, die die Mittel abrufen. „Meist in Kombination mit energetischer Sanierung“, sagt Noell.

Aus diesem Grund gibt es seit diesem Jahr einen Tilgungsnachlass, der es für die Privatleute attraktiver machen soll, den öffentlich geförderten Kredit der NRW-Bank zu nehmen. „Ich habe das Gefühl, dass seit dem das Interesse wieder steigt“, sagt Noell.