Behörden üben Cyber-Abwehr

Bonn (dpa) - Cyber-Abwehr im Manöver: Rund 3000 Mitarbeiter von Behörden des Bundes und der Länder haben eine zweitägige Krisenübung gestartet, die erstmals die Gefahren von Angriffen aus dem Internet simuliert.

Bei dem Manöver mit der Bezeichnung „LÜKEX 11“ am Mittwoch gehe es vor allem um die Reaktion auf ein „lebendiges Szenario“, sagte Matthias Gärtner vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Als Beispiel nannte er Störungen beim Online-Banking und bei der Einreise am Flughafen aufgrund eines Ausfalls der Software für maschinenlesbare Reisepässe.

Das Szenario wurde ohne Wissen der Beteiligten von der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz vorbereitet. Diese Einrichtung gehört zum Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), das auch im Cyber-Abwehrzentrum in Bonn mitwirkt. Diese erst in diesem Jahr gegründete Einrichtung wirkt ebenfalls an LÜKEX 11 mit und dient der Koordinierung und Abstimmung von Informationen mehrerer Behörden. Die Leitung der Übung liegt beim Bundesinnenministerium. Bei der letzten LÜKEX-Übung wurde im Januar 2010 ein Terrorangriff mit ABC-Waffen simuliert.

„Ziel der Übung ist es, ein realistisches Bild zu erhalten, inwieweit wir in Deutschland durch IT verursachte Krisensituationen managen können“, sagte Gärtner. Der Schwerpunkt des Manövers liege bei den IT-Lagenzentren der einzelnen Behörden. Von den Bundesländern sei neben Hamburg auch Hessen besonders engagiert - wegen des Bankenzentrums Frankfurt und wegen des Rhein-Main-Flughafens.

Anders als etwa bei wetterbedingten Katastrophen gebe es bei Angriffen auf die Informationstechnik keine Vorhersagen, erklärte Gärtner. Man müsse daher jederzeit mit einem Angriff rechnen. Woher ein Angriff kommt, interessiert bei LÜKEX 11 weniger. Dies sei dann Sache der Ermittlungsbehörden, erklärte der BSI-Sprecher.

Bei einer Fachkonferenz sagte kürzlich der IT-Direktor im Bundesinnenministerium, Martin Schallbruch: „Die IT ist ein kritischer Faktor für fast alle Bereiche unserer Gesellschaft.“ Auch die Erfüllung staatlicher Aufgaben hänge ganz wesentlich von funktionsfähigen IT-Systemen ab. In fast allen Produkten gebe es Sicherheitslücken, und alle zwei Sekunden tauche ein neues Schadprogramm auf.