Brandanschlag auf Asylbewerberunterkunft in Bayern

Reichertshofen (dpa) - Schon wieder ist in Deutschland ein Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft verübt worden - diesmal in Bayern. In Reichertshofen nahe Ingolstadt legten Unbekannte in der Nacht zum Donnerstag Feuer an zwei Eingängen des leerstehenden früheren Landgasthofs.

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„Ein fremdenfeindlicher Hintergrund ist nicht auszuschließen“, sagte Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer. In dem Ort habe es Proteste gegen die Unterbringung von 67 Asylbewerbern im Ortsteil Winden ab September gegeben. Amnesty International forderte mehr Schutz für Flüchtlinge in Deutschland.

Erst am Mittwoch war bekanntgeworden, dass am Wochenende ein Flüchtlingsheim in Böhlen bei Leipzig beschossen wurde - gleich in zwei Nächten hintereinander. Auch in anderen Teilen Deutschlands gab es seit Jahresbeginn viele Vorfälle dieser Art. Anfang Juli war etwa eine geplante Flüchtlingsunterkunft im hessischen Mengerskirchen mit Schweineköpfen, Innereien und Schmierereien beschmutzt worden.

In Reichertshofen schlug ein Nachbar um 2.50 Uhr Feueralarm. Der hinten gelegene Lagerraum, eine ehemalige Disco, brannte aus, der Sachschaden beträgt mindestens 150 000 Euro. Das angrenzende Hauptgebäude, in dem die Flüchtlinge untergebracht werden sollen, wurde weniger stark beschädigt.

Von den mutmaßlichen Brandstiftern fehlt noch jede Spur. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte: „Wenn es zwei Brandherde gibt, ist das ein deutlicher Hinweis auf Brandstiftung.“

Die Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, Selmin Caliskan, äußerte sich empört. Der Anstieg rassistisch motivierter Gewalt müsse ein Weckruf für die Politik sein, sich rassistischen Ressentiments klar entgegenzustellen. Es sei beschämend, wenn sich Politiker „in einem reichen Land wie Deutschland auf eine angebliche Überforderung berufen, statt ihrer Pflicht nachzukommen und Flüchtlinge zu schützen“.

Politiker von Linken und Grünen kritisierten die bayerische Staatsregierung. „Verbales Zündeln ist Brandbeschleuniger“, sagte der Bundesgeschäftsführer der Linken, Matthias Höhn, in Berlin. „Man muss schon sehr blauäugig sein, wenn man meint, dass dieser unerträgliche Populismus rechtsaußen nicht als Aufruf zum Handeln verstanden wird.“

Trotz des Brandanschlags in Reichertshofen sollen die 67 Flüchtlinge wie geplant in das Heim einziehen. „Das soll ein Signal an die Täter sein“, sagte der Landrat des Kreises Pfaffenhofen, Martin Wolf (CSU). Wenn die Renovierung länger dauere, werde sich der Einzugstermin eben verschieben. Der Bürgermeister von Reichertshofen, Michael Franken, äußerte die Hoffnung, „dass ein Ruck durch den Ort geht nach dem Motto: Jetzt erst recht“.

Nach dem Beschuss des Flüchtlingsheims bei Leipzig fahndet die Polizei weiter nach den unbekannten Tätern. Es gebe erste Hinweise, aber noch keine heiße Spur, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Leipzig.

Mehr als ein halbes Jahr nach dem Brandanschlag auf eine fast fertige Asylbewerberunterkunft im mittelfränkischen Vorra hat die Polizei den Täter noch immer nicht gefunden. Die Ermittler suchen inzwischen nicht nur mit dem Phantombild eines Mannes. Anhaltspunkt ist auch ein spezieller Grillanzünder, der bei der Tat verwendet wurde.