Der aus der Reihe tanzt

Jens Spahn riskiert bei der CDU-Wahl eine Kampfabstimmung um einen Platz im Präsidium. Hermann Gröhe plant Rückkehr.

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Köln. Kampfabstimmungen sind nicht nach dem Geschmack dieser Volkspartei. Wo immer es geht, vermeidet die CDU von Kanzlerin Angela Merkel ein Ringen mehrerer Bewerber um einen Posten. Entweder zieht sich vor der Wahl ein Kontrahent zurück oder es wird doch einmal ein zusätzlicher Posten geschaffen.

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Nun kommt es aber auf dem Bundesparteitag am Dienstag in Köln doch zu einer Kampfabstimmung. Es geht um einen Platz im Präsidium, dem engsten Beschlussgremium um die Vorsitzende. Wer dahin aufrückt, kann Karriere machen oder hat es schon getan. Auf sieben Posten der einfachen Mitglieder kommen nun acht Bewerber.

Es geht um die Entscheidung, ob in dieser Runde noch die jüngere Generation vertreten sein oder einer von Merkels Ministern gestärkt wird. Und darum, ob die Partei es goutiert, wenn einer ihrer Jüngeren aus der Reihe tanzt. Womöglich gewinnen aber auch beide und es verliert ein Dritter.

Der frühere Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder (35), stellt sich nicht wieder zur Wahl. Weil ohne ihn in dem Gremium keiner mehr jünger als 40 Jahre wäre, es dort auch kein JU-Mitglied mehr gäbe und er Jens Spahn (34) als kritischen Kopf schätzt, hatte er diesen für den geeigneten Nachfolger gehalten. Spahn meldete seine Kandidatur an, wohlwissend, dass auch die anderen sechs Mitglieder wieder antreten wollen und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (53) gern ins Präsidium zurückkehren würde. Spahn und Gröhe kommen wie Mißfelder aus Nordrhein-Westfalen.

Gröhe war bis zum Eintritt ins schwarz-rote Kabinett als CDU-Generalsekretär Präsidiumsmitglied. Sein Amt übernahm der Peter Tauber (40). Gröhe ist ein ruhiger Sachpolitiker, was ihm als Generalsekretär intern Kritik eintrug. Er wirkt auch in seinem Ministeramt oft im Stillen.

Spahn ist der Gesundheitsexperte der Fraktion. Er kämpft für die Belange der jungen Generation etwa in der Rentenpolitik und geht dafür auch auf Konfrontation zur Regierung. Spahn kann der Idee einer schwarz-grünen Koalition im Bund viel abgewinnen. Mit der Kandidatur für das Präsidium zeigt er Mut und Selbstbewusstsein.

Gröhe wird vom mächtigen CDU-Landesverband NRW unterstützt, Spahn von der JU, der Mittelstandsvereinigung und auch der Senioren-Union. Merkel vertraut Gröhe spätestens seit dem erfolgreichen Wahlkampf 2013. Finanzminister Wolfgang Schäuble äußert Sympathie für Spahn. Es heißt, Gröhe sei im Vorteil, weil der Landesverband NRW ein Drittel der Delegierten stelle. Entschieden ist aber nichts. Möglich ist ja auch, dass beide gewählt werden und einer der sechs anderen Kandidaten das Nachsehen hat.

Die anderen sind: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, die Ministerpräsidenten Annegret Kramp-Karrenbauer (Saarland) und Stanislaw Tillich (Sachsen), der Europaabgeordnete David McAllister, der CDA-Chef Karl-Josef Laumann und die Gesundheitsstaatssekretärin in der Berliner Senatsverwaltung, Emine Demirbüken-Wegner.