Der Streit um Flüchtlingsheime
Überall in Deutschland werden Unterkünfte benötigt. Emotionen kochen hoch.
Berlin/Duisburg/Wickede. Der Streit um ein neues Flüchtlingsheim in Berlin hat die Debatte um die Unterbringung von Asylbewerbern in Deutschland wieder angefacht.
Am Mittwoch gab es erneut Proteste rechtsgerichteter Demonstranten gegen die Sammelunterkunft für Bürgerkriegsopfer aus Syrien und Afghanistan im östlichen Berliner Stadtteil Hellersdorf.
Mit einem Großaufgebot hielt die Polizei Gegner und Befürworter des Heimes auseinander. Berlins Integrationsbeauftragte Monika Lüke forderte zum Schutz der Flüchtlinge eine Bannmeile gegen Demonstrationen vor den Heimen.
Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, erklärte, Rechtspopulisten würden in Berlin gezielt Stimmung gegen Asylbewerber machen. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Berliner Luft durch Menschenhass und Fremdenfeindlichkeiten verpestet wird.“ In Berlin leben zurzeit rund 6500 Flüchtlinge in Sammelunterkünften. In den kommenden Monaten müssen Plätze für weitere 1000 Menschen gefunden werden.
Angespannte Stimmung auch in Duisburg: Nach Hetze im Internet gegen südosteuropäische Zuwanderer gibt es auch dort Sorge um die Sicherheit der Menschen in einem Wohnkomplex. „Es sind eindeutige Provokationen, die bei den Menschen Angst auslösen“, sagte Pfarrer Heiner Augustin von der evangelischen Kirchengemeinde.
Weil zuletzt auch aus Autos rassistische Parolen gerufen und Drohgebärden angedeutet worden seien, habe sich eine Gruppe von Bürgern entschlossen, Nachtwachen zu bilden. Die Polizei analysiere täglich die Lage, sagte Polizeisprecher Ramon van der Maat.
Immer wieder hat der Wohnkomplex im eher gutbürgerlichen Stadtteil Rheinhausen als „Problemhaus“ Schlagzeilen gemacht. Mehr als tausend Menschen — zumeist Roma — leben dort auf engstem Raum. Anwohner klagen über Lärmbelästigung und Müllberge.
Die Stadt Wickede am Rand des Sauerlands sucht derweil nach Notunterkünften. Ein früheres Krankenhaus soll hergerichtet werden, sagte ein Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg. Hintergrund der Pläne ist der erwartete Anstieg bei der Zahl der Asyl-Erstanträge. Die Einrichtungen in NRW sind schon jetzt nahezu komplett ausgelastet.
Die Anwohner insbesondere im betroffenen Ortsteil Wimbern sehen die Pläne der Bezirksregierung skeptisch. Die Gemeinde Wickede streitet sich derzeit mit der Bezirksregierung um die Einrichtung einer zentralen Unterbringungseinrichtung mit Platz für bis zu 500 Asylbewerber.