Der unendliche Streit um die Frauenquote

Ministerin von der Leyen kämpft dafür, Ministerin Schröder dagegen — entscheidet Merkel?

Berlin. Man stelle sich das einmal so vor: Männer fordern knapp ein Drittel der Führungsposten — 70 Prozent überließen sie den Frauen. Vermutlich würden auch viele Frauen sofort Ja dazu sagen. Nicht so umgekehrt. Da ist der Protest groß. Vor allem von Frauen. Darum wird sich bald die höchste Frau im Staat kümmern müssen. Denn der Streit um die Frauenquote tobt auch in Kabinett und Partei von Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel.

In den Vorständen deutscher Unternehmen sind derzeit Frauen durchschnittlich zu drei Prozent vertreten, in den Aufsichtsräten sind es etwa zwölf Prozent. Bei den politischen Parteien in Deutschland liegt die Frauenquote dagegen deutlich höher.

Arbeitsministerin und Parteivize Ursula von der Leyen (CDU) kämpft daher unbeirrt von Kritik für eine 30-Prozent-Frauenquote in Vorständen und Aufsichtsräten. Sie sagt, sonst passiere dasselbe wie in den vergangenen zehn Jahren: nämlich nichts. Von der Leyens größte Widersacherin, Familienministerin Kristina Schröder (CDU), favorisiert dagegen die „Flexi-Quote“ als freiwillige und branchenspezifische Frauenförderung von Firmen.

Kritik an der Quoten-Forderung kommt vor allem von jungen Frauen, die es nach ganz oben geschafft haben. Marie-Christine Ostermann ist 34 Jahre alt und nicht nur geschäftsführende Gesellschafterin beim Lebensmittelgroßhandel Rullko, sondern auch Aufsichtsrätin und Vorsitzende des Verbandes Junger Unternehmer. Für sie wäre die Quote eine Katastrophe. Frauen würden dadurch gedemütigt und Firmen notfalls gezwungen, eine schlechte Bewerberin einem besseren Mann vorzuziehen. Das sei Diskriminierung.

Als größtes Problem wird aber fast durchgängig die Kinderbetreuung erkannt. Die Bundesregierung hat die Bundesmittel für den Ausbau der Kindertagesstätten um 580 Millionen auf knapp 4,6 Milliarden aufgestockt und garantiert ab 2013 einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz. Ostermann glaubt dennoch nicht, dass es genügend Kita-Plätze geben wird.

Und von dem von der Bundesregierung geplanten Betreuungsgeld hält sie so viel wie von der Frauenquote. „Das motiviert Frauen doch eher, zu Hause zu bleiben, obwohl man sie dringend auf dem Arbeitsmarkt braucht.“ Sie fordert flexible Arbeitszeiten, Heimarbeitsplätze und Besprechungen tagsüber und nicht abends.

Kanzlerin Angela Merkel hat bislang keine großen Sympathien für eine feste Frauenquote erkennen lassen, so dass das Projekt in dieser Wahlperiode kaum Chancen hat.

Von der Leyen könnte aber noch aus Brüssel und von der Opposition Rückenwind bekommen. Auch auf diesen Ebenen wird an einer Frauenquote gearbeitet. Die siebenfache Mutter hat beim Bündnis „Pro Quote“ unterschrieben. Ihre Botschaft: „Bewegungen werden erst verspottet, dann bekämpft — in der Phase sind wir jetzt — und dann werden sie ernst genommen. Das wird kommen.“