„Die Bundeswehr steht vor der Implosion“
Unzufriedenheit der Truppe mit der Reform von Minister de Maizière wächst.
Berlin. Trotz massiver Unzufriedenheit in der Truppe hat Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) einen Kurswechsel bei der Bundeswehrreform abgelehnt. „Die Richtung stimmt“, sagte er am Montag in Berlin.
Die Forderung des Bundeswehrverbandes nach 10 000 neuen Stellen zur Überbrückung von Personalengpässen wies er zurück. Vorübergehende Personallücken würden über die Verlängerung der Verpflichtungszeiten von Zeitsoldaten ausgeglichen.
Der Bundeswehrverband hatte zuvor eine Studie vorgestellt, nach der drei von vier Führungskräften der Bundeswehr einen großen oder sehr großen Nachbesserungsbedarf bei der Reform sehen.
Verbandschef Ulrich Kirsch sieht den Grund für die Unzufriedenheit in einem übereilten Personalabbau. „Die Bundeswehr steht kurz vor der Implosion.“ Kirsch forderte 10 000 zusätzliche befristete Stellen, um die Übergangsphase bis 2017 bewältigen zu können.
Er sprach sich allerdings gegen eine „Reform der Reform“ aus. „Dies würde der Bundeswehr endgültig das Genick brechen.“
Für die Studie wurden von der Technischen Universität Chemnitz im April und Mai rund 2300 militärische und zivile Führungskräfte befragt. Die Situation habe sich seit der vorherigen Befragung im September 2012 nicht verbessert, zum Teil sogar verschlechtert, sagte Studienleiter Gerd Strohmeier. „Die Ergebnisse sind alarmierend.“ Es bestehe „ein akuter politischer Handlungsbedarf“.
83 Prozent der Befragten wünschen sich eine bessere berufliche Planungssicherheit, 73 Prozent eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, 42 Prozent eine bessere Besoldung.
60 Prozent fühlen sich von der Politik nicht unterstützt. Ein Kernpunkt der Bundeswehrreform ist die drastische Verkleinerung der Truppe von einst 250 000 auf höchsten 185 000 Soldaten. Red