Die Deutsche Einheit kostet bisher 2000 Milliarden Euro
Der Osten Deutschlands wird den Rückstand auf den Westen dennoch nicht aufholen, sagen Forscher.
Berlin. Die Kosten für die Deutsche Einheit summieren sich bisher auf fast 2000 Milliarden Euro. Das haben Wirtschaftswissenschaftler im Auftrag der „Welt am Sonntag“ berechnet. Demnach handelt es sich bei den zwei Billionen Euro um den Nettobetrag. Um ihn zu errechnen, haben die Wirtschaftsfachleute sämtliche Summen addiert, die für den Aufbau Ost verwendet worden sind. Dazu zählen Töpfe für Wirtschaftsförderung, die Mittel aus dem Solidarpakt sowie dem Länderfinanzausgleich sowie Zahlungen der EU und Leistungen aus den Mitteln der Sozialsysteme.
Um an den Nettobetrag zu kommen, wurden die Steuern und Sozialabgaben abgezogen, die in den neuen Bundesländern erzeugt wurden. „Damit kommen wir auf netto knapp zwei Billionen Euro“, sagt Klaus Schröder von der Freien Universität Berlin.
Angaben der Wissenschaftler zufolge flossen bis zu 65 Prozent des Geldes in den Sozialbereich, vor allem in die Rente der Ostdeutschen. Das Dresdner Ifo-Institut hat errechnet, dass von 1991 bis 2013 jedes Jahr acht bis 14,5 Milliarden Euro in die Wachstumsförderung im Osten Deutschlands geflossen sind.
Aus dem Vergleich von Förderung und selbst erzeugten Einnahmen ergibt sich auf Basis der Studie, dass die Bevölkerung in den fünf neuen Bundesländern seit der Wiedervereinigung 1500 Milliarden Euro mehr verbraucht hat, als sie produzierte. Daraus ergibt sich nach Prognosen der Wirtschaftsforscher, dass die Wirtschaftskraft eines Ostdeutschen auch in Zukunft bei gut zwei Drittel der Leistung eines Westdeutschen stagnieren wird. „Der Osten wird auf absehbarer Zeit den Anschluss an den Westen nicht schaffen“, sagt Joachim Ragnitz vom Dresdner Ifo-Institut.
Der ehemalige Finanzminister von Sachsen-Anhalt und Wirtschaftsprofessor Karl-Heinz Paqué (FDP) nennt gleiche Lebensverhältnisse in West und Ost angesichts des stockenden Aufholprozesses im Osten „utopisch. Wir werden uns mit größeren Wohlstandsunterschieden in Deutschland abfinden müssen“.
Dem widerspricht die Ost-Beauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke (SPD). „Unser übergeordnetes Ziel bleibt gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Deutschland“, sagt Gleicke. Die Bürger bräuchten eine echte Perspektive für sich und ihre Heimatregion. Red
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