Tag des Ehrenamts „Ehrenamtler brauchen ein professionelles Umfeld“
An acht Standorten in NRW werden Engagierte geschult, wie sie Vereine strukturieren können. So soll das Nachwuchsproblem gelöst werden.
Wuppertal. Ehrenamt wäre ohne Vereine kaum möglich. Und Vereine nicht ohne Ehrenamtler. In Deutschland sind alleine acht Millionen Menschen ehrenamtlich in 91.000 Sportvereinen tätig, 1,7 Millionen in Freiwilligen Feuerwehren und Technischen Hilfswerken. Ehrenamt ist der Kit der Gesellschaft. Wie wichtig die Arbeit von Ehrenamtlern ist, zeigt sich aktuell vor allem an der Flüchtlingssituation. „Ohne Vereine wäre das nicht beherrschbar“, sagt Lutz Middelberg, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in Wuppertal.
Aber dabei gibt es natürlich auch Schwierigkeiten. Vereine wie Feuerwehren plagt seit Jahren der Nachwuchsmangel. In Wuppertal ist das Problem bekannt: Die Alzheimer Gesellschaft Wuppertal und Umgebung hat kürzlich ihre Auflösung beschlossen, weil Mitglieder und Gelder fehlen. Die Wuppertaler Abteilung des Sauerländischen Gebirgsvereins findet keinen Vorstand, so dass das Ende nahe scheint.
Engagement gibt es reichlich. Vereine auch. „Es gab noch nie so viele Vereine wie derzeit“, sagt Middelberg. 580 000 Vereine gebe es in Deutschland — sieben Mal so viele wie 1950. Allein in NRW gibt es 115 000 Vereine. Das Konzept habe kein Problem, meint er. „Die Idee ist eigentlich modern, es ist eine grunddemokratische Form, sich zu organisieren.“ Es hakt aber an der Umsetzung.
Der Paritätische NRW hat 2012 und 2013 eine Studie unter den Mitgliedern durchgeführt, um nach dem Potenzial des Engagements zu fragen. Das praktische Ergebnis dessen ist die Initiative „Engagement braucht Leadership“. Gefördert von der Robert-Bosch-Stiftung werden an acht Standorten in NRW — Wuppertal, Düren, Bielefeld, Recklinghausen, Hagen, Greven, Meckenheim und Bocholt — Workshops und Austauschforen angeboten.
Dabei geht es vor allem um die Professionalisierung von Vereinsarbeit. „Man kann nicht davon ausgehen, dass jemand in einer Elterninitiative, die eine Kita gegründet hat, einen professionellen Hintergrund im Management hat“, meint Middelberg. Aber gerade da müsse man ansetzen, sagt die Projektleiterin Monika Lottmann. „Vereine müssen vor allem klar strukturiert und aufgeräumt sein.“
Die Nachwuchsprobleme seien oft hausgemacht: Viele Vereine hingen zu sehr an einer Person. „Es ist ein typisches Problem: Einer hält alles in der Hand. Wenn der wegfällt, ist es schwer, sich neu aufzustellen.“ Dabei müssten Aufgaben verteilt werden. „Sie finden immer dann Leute, wenn die etwas machen dürfen“, sagt Lottmann. Die Workshops vermitteln dazu Vereinsstrukturen, Vereinsrecht und Öffentlichkeitsarbeit.
„Die zivilgesellschaftliche Dynamik lässt sich nicht aufhalten. Man braucht nur ein professionelles Umfeld“, meint Middelberg. Bisher haben etwa 500 Vereine in NRW das Programm dazu genutzt. Begonnen hat es im September 2014, es endet im September 2016.