Erste Kassen schaffen Zusatzbeitrag wieder ab
DAK und BKK Gesundheit verzichten nach ihrer Fusion auf den Aufschlag.
Berlin. Rund 500 000 Versicherte kehrten in jüngster Zeit der DAK den Rücken. Hauptgrund: Der Hamburger Großversicherer zählte zu den ersten Kassen, die Anfang 2010 einen Zusatzbeitrag von ihren Versicherten erhoben.
Jetzt kommt für rund fünf Millionen Kassenmitglieder von DAK und BKK Gesundheit die freudige Botschaft: Der monatliche Acht-Euro-Aufschlag entfällt nach der Fusion zur DAK-Gesundheit. Es ist das erste Mal, dass ein Zusatzbeitrag wieder gekippt wird. Die Kassen fürchten das Instrument, das mehr Wettbewerb bringen soll, als hochgefährlich.
Bei der Hamburger DAK arbeitete man hart an einer Verbesserung der Finanzlage. Von rund 11 400 Vollzeitstellen Anfang 2010 sollen zum Jahreswechsel noch 9900 übrig sein. Gleichzeitig hat die Kasse gegen 130 000 säumige Zahler des Zusatzbeitrags Inkassoverfahren eingeleitet.
Vor allem aber machte die DAK Fusionspläne mit der Frankfurter BKK Gesundheit perfekt. Zum April 2012 — drei Monate nach der Eheschließung — verzichtet die neue Kasse auf den Aufschlag.
Das Debakel um die City BKK im Frühjahr lehrte Kassenmanager und schwarz-gelbe Koalition, welche Folgen Zusatzbeiträge haben können. Kassen in Not laufen die Mitglieder weg, wenn ihnen Bescheide über Extrabeiträge ins Haus flattern.
Bei der City BKK gab es keine Rettung. Das Bundesversicherungsamt verfügte die Schließung — erstmals seit Start des Gesundheitsfonds. Reihenweise wurden alte und kranke City-BKK-Versicherte daraufhin von anderen Kassen abgewiesen. Erst Krisengespräche und politischer Druck schafften Abhilfe.
Momentan droht der BKK für Heilberufe das Aus. Bis zum 26. Oktober hat die in Düsseldorf ansässige Versicherung noch Zeit, einen Fusionspartner zu präsentieren. Eine Schließung zum Jahresende wird immer wahrscheinlicher.
Der stabile Jobmarkt und die sprudelnden Einnahmen des Gesundheitsfonds verschaffen der Krankenversicherung insgesamt aber Luft. Ein 4,4-Milliarden-Euro-Überschuss fließt zum Jahresende in eine Reserve des Fonds. Auch die Kassen selbst erwarten einen Überschuss von 1,4 Milliarden Euro.
In der Branche wird erwartet, dass nur einige Betriebskrankenkassen noch Probleme bekommen und Zusatzbeiträge erheben werden, wenn sie teure Mitglieder von anderen BKKen in Not aufnehmen müssen. Auch die Zahl der Fusionen wird nach Expertenmeinung zunehmen.