Neue Haltbarkeitshinweise für Lebensmittel?
Berlin (dpa) - Bis zu 20 Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland pro Jahr angeblich im Müll. Oft ist das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht erreicht. Die Produkte wären weiter genießbar. Politiker halten das für einen untragbaren Zustand.
Deshalb diskutiert die schwarz-gelbe Koalition über Alternativen zum Begriff des Mindesthaltbarkeitsdatums. Der Vorsitzende des Bundestags-Ernährungsausschusses, Hans-Michael Goldmann (FDP), verwies in der „Saarbrücker Zeitung“ auf den englischen Verzehr-Hinweis „best before...“, was so viel bedeutet wie „am besten vor dem...“ verzehren. Einige Koalitionspolitiker halten dies für sinnvoller, weil Verbraucher das Mindesthaltbarkeitsdatum oft als Verfallsdatum interpretieren und noch gute Lebensmittel wegwerfen.
Auf Antrag von Union und FDP wird sich der Ernährungsausschuss des Bundestages an diesem Mittwoch mit dem Thema beschäftigen. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) plant bisher aber keine Änderung beim Mindesthaltbarkeitsdatum. „Auch eine Abschaffung steht für uns nicht zur Diskussion“, sagte Aigners Sprecher am Dienstag in Berlin. Die Vorschriften zum Mindesthaltbarkeitsdatum und zum Verbrauchsdatum seien auf EU-Ebene einheitlich geregelt worden. In der Lebensmittelkennzeichnungsverordnung ist festgelegt, dass bei den meisten Produkten ein solches Datum auf die Packung gehört.
Einer Studie der Welternährungsorganisation zufolge werden in Europa jährlich 280 Kilogramm Lebensmittel pro Einwohner weggeworfen, obwohl häufig noch nicht einmal das Haltbarkeitsdatum erreicht worden ist. Das Ministerium sieht statt Änderungen beim Haltbarkeitsbegriff daher zunächst vor allem Aufklärungsbedarf bei Herstellern, Handel und Verbrauchern zum richtigen Umgang mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum. „Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Verfallsdatum, sondern eine Gütegarantie“, betonte der Sprecher.
Weitere Hinweise, auch zur Rolle des Haltbarkeitsdatums vor dem Hintergrund von jährlich 6,5 bis 20 Millionen Tonnen weggeworfener Lebensmittel in Deutschland, erwartet das Ministerium von einer nationalen Wegwerfstudie. Mit Ergebnissen wird 2012 gerechnet. Aigner hatte wiederholt mehr Bewusstsein der Verbraucher gefordert, um das Problem zu lösen: „Dazu zählt, dass man es vermeidet, Lebensmittel wegzuwerfen und mehr einzukaufen als man tatsächlich benötigt“.
Die Opposition forderte Taten statt Worte. Die Grünen halten es für sinnvoll, das Konzept des Mindesthaltbarkeitsdatums auf seine Sinnhaftigkeit hin zu überprüfen, damit nicht mehr so viele einwandfreie Lebensmittel im Müll landen, die SPD forderte zunächst klare wissenschaftlich fundierte Informationen, ob die Verbraucher tatsächlich den Begriff Mindesthaltbarkeitsdatum fehlinterpretieren.