Fallschirmjäger Niebel wechselt die Fronten
FDP-Politiker fängt bei Rheinmetall an und soll dabei helfen, den Angriff der SPD auf die Rüstungsbranche abzuwehren.
Berlin/Düsseldorf. Das richtige Outfit für seinen Job als Panzerlobbyist hat Dirk Niebel schon. Als er Entwicklungsminister war, stiefelte der Hauptmann der Reserve gerne mit einer olivfarbenen Gebirgsjägermütze aus alten Bundeswehr-Zeiten auf dem Kopf in Afrika durch den Schlamm. Seine Kritiker aus der Opposition, die ihm imperialistisches Gehabe vorwarfen, lachte der FDP-Mann aus. Niebel drehte den Spieß um. Er fuhr nach Bonn, lud Fotografen ein und spendete seine speckige Bundeswehr-Kappe dem Haus der Geschichte.
Jetzt fängt der Ex-Fallschirmjäger und frühere Arbeitsvermittler Anfang nächsten Jahres in Düsseldorf beim Rüstungskonzern Rheinmetall an. Er wird kein Vorstand, sondern berät die Manager bei der Auslandsstrategie und beim „Ausbau der globalen Regierungsbeziehungen“.
Aus Sicht des Unternehmens eine geschickte Wahl. Niebel bringt aus seiner Ministerzeit Expertise über Krisenherde und ein Adressbuch mit, in dem die Handynummern vieler Regierungschefs und Herrscherfamilien rund um den Globus stehen. Einige von ihnen dürften großes Interesse an den Produkten der weltbekannten Waffenschmiede haben. Auch war Niebel Mitglied des geheimen Bundessicherheitsrates, der über die großen Rüstungsdeals entscheidet.
Rheinmetall holt sich mit Niebel einen durchsetzungsstarken Ex-Politiker ins Haus, der als Cheflobbyist auch Sigmar Gabriel Paroli bieten soll. Der SPD-Chef und Bundeswirtschaftsminister hat die gesamte Branche in helle Aufruhr versetzt. Gabriel will weniger Exporte in Krisenländer erlauben. Dabei fällt immer wieder auch der Name Rheinmetall. In der Ukraine-Krise stoppte Gabriel jüngst vorerst die Lieferung eines Gefechtsübungszentrums der Düsseldorfer an die russische Armee.
Hat Niebel nun ein schlechtes Gewissen? Wie in seinem Umfeld erzählt wird, ist der 51-Jährige mit sich im Reinen. Rheinmetall sei ein guter Laden, der ja nicht nur Waffen verkaufe, sondern auch ein wichtiger Zulieferer der Autoindustrie sei. Niebel habe nach dem Schock der Bundestagswahl bewusst lange gewartet, bis er einen neuen Job annimmt, heißt es. Im Januar 2015 werde ein Jahr „Karenzzeit“ vorbei sein, die es offiziell bei Wechseln von Politikern in die Wirtschaft gar nicht gibt.
Für die FDP ist Niebels Frontenwechsel heikel. Ausgerechnet die Rüstungsindustrie. Die Liberalen mühen sich, ihr Lobbyisten-Image abzustreifen. Niebel wird das egal sein. Er ist nur noch einfaches Mitglied zu Hause in Heidelberg.