Front gegen Pelz: Kleidung besser kennzeichnen
SPD und Tierschützer fordern eindeutige Informationen. Die bisherige Regelung führe Verbraucher in die Irre.
Berlin. In den 1980er und 90er Jahren ist Pelz noch verpönt gewesen. Heute ist das Bekleidungsstück offenbar wieder beliebter denn je, bei vielen Jacken oder Mützen wird nicht mehr auf Pelzbesatz verzichtet.
Was die meisten Kunden allerdings nicht wissen: Oft handelt es sich dabei nicht um Kunst-, sondern um Echtpelz. Die SPD macht deshalb nun Front gegen die Tierfelle und will die Kennzeichnungspflichten verschärfen, da viele Hersteller es damit nicht so genau nehmen würden.
Erste Gespräche mit dem Koalitionspartner Union haben bereits stattgefunden. Die Pelzindustrie boomt. Weltweit sind laut Erhebungen die Umsätze in den letzten zehn Jahren um 30 Prozent gestiegen, allein in Deutschland wird demnach jährlich ein Milliarde Euro mit Pelz umgesetzt. Sind die Anti-Kampagnen vergangener Jahrzehnte verpufft? Das glaubt die SPD nicht.
Die meisten Verbraucher würden aus Tierschutzgründen nach wie vor echte Pelze meiden wollen. "Uns geht es darum, dass die Menschen wissen, was sie kaufen", so der für die SPD-Bundestagsfraktion zuständige Berichterstatter Johann Saathoff. Es könne nicht sein, "dass demjenigen, der eigentlich darauf verzichten will, Pelz oder andere tierische Bestandteile untergejubelt werden".
In Europa gilt seit 2012 die Textil-Kennzeichnungsverordnung. Tierische Materialien wie Echtpelz müssen am Produkt mit dem Satz "enthält nicht-textile Bestandteile tierischen Ursprungs" gekennzeichnet werden. Die Bezeichnung ist nach Ansicht der SPD aber verwirrend und schwammig, so dass den wenigsten Verbrauchern klar sei, dass dies Echtpelz bedeuten könne.
"Wir wollen eine klare, eindeutige Kennzeichnung", drängt Saathoff auf eine Änderung der Verordnung. "Ob bei Schlüsselanhängern, der Krawatte oder der Jacke." Dann müsse der Verbraucher auch "nicht mehr dreimal nachdenken, ob er jetzt das gekauft hat, was er nicht möchte".
Genauso sehen es Tierschützer. "Die bestehende Kennzeichnungsverordnung bietet nur unzureichende Informationen", kritisiert Wildtierexperte Thomas Pietsch von der Organisation "Vier Pfoten". Der Kunde müsse klare Angaben zur Tierart, zur geographischen Herkunft und zu den Haltungsbedingungen der Tiere erhalten.
Noch etwas kommt hinzu: Viele Pelze, die oft aus China kommen, weisen eine hohe Schadstoffbelastung auf. Grenzwertüberschreitungen, so Saathoff, seien nicht ungewöhnlich. Mit einer ordentlichen Kennzeichnung könnten Verbraucher dann Kunstpelz wählen, um den Chemikalien in Echtpelz aus dem Weg zugehen. In der nächsten Woche will die SPD nun erneut mit der Union darüber beraten, wie es dem Pelz an den Kragen gehen soll. Ein erstes Gespräch dazu gab es bereits.