Gerhard Schröder wird 70: Putin kommt nicht zum Gratulieren

Gerhard Schröder (SPD) wird am Montag 70 — zuletzt stand der Altkanzler mit seinen Äußerungen zu Russland im Fokus.

Altkanzler Gerhard Schröder Anfang März bei einer Matinee. Foto: dpa

Foto: Malte Christians

Berlin. Wladimir Putin wird dieses Mal nicht erwartet. Zum 60. Geburtstag des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder brachte der russische Präsident einen Kosakenchor mit. Zehn Jahre später ist Schröder Putin weiter eng verbunden. Die Ausführungen zu dessen Agieren auf der Krim lösten bei vielen Bundestagsabgeordneten Kopfschütteln aus. Interviewanfragen lehnte Schröder, der am Montag 70 Jahre alt wird, nach dem Wirbel ab.

Er wolle im Fall Putin nicht mit erhobenem Zeigefinger agieren, hatte Schröder gesagt. „Ich habe selbst gegen das Völkerrecht verstoßen.“ Er hätte als Kanzler 1999 Jagdbomber auf den Balkan schicken lassen, die sich am Nato-Bombardement beteiligt hätten, „ohne dass es einen Sicherheitsratsbeschluss gegeben hätte“. Nur ging es damals um eine Intervention gegen ethnische Säuberungen.

Das in Deutschland bis heute hoch geschätzte „Nein“ zum Irak-Krieg hat Schröder mit den Worten verteidigt: Es dürfe nicht das Recht des Stärkeren gelten, „die Stärke des Rechts“ müsse der Maßstab sein. Auf der Krim gilt seit einigen Wochen hingegen das Recht des Stärkeren.

In einem im Februar erschienen Interview-Buch geht es auch um den „lupenreinen Demokraten“, jene Beschreibung Putins, die Schröder am Revers klebt wie wenig anderes. „Ich nehme ihm ab, dass eine funktionierende Demokratie und ein stabiles Staatswesen seine Ziele sind“, sagt der Altkanzler in dem Buch. Und räumt ein, dass die Übernahme des Aufsichtsratsvorsitzes beim Gasprojekt NordStream nach Ende der Kanzlerschaft vielleicht etwas zu rasch gekommen ist — der russische Staatskonzern Gazprom ist dabei Mehrheitseigner.

Schröder scheint sein großes Thema nach Ende der Amtszeit noch nicht gefunden zu haben — aber im Wahlkampf zeigte er vergangenes Jahr noch mal, was ihn auszeichnet: Volksnähe, Überzeugungskraft, Chuzpe. Er verkörpert noch eine klassische sozialdemokratische Aufsteigergeschichte. Seinen Vater, der als Soldat in Rumänien fiel, lernte er nie kennen. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Einer, der bei ihm sozusagen in Niedersachsen gelernt hat, ist der heutige SPD-Chef Sigmar Gabriel, der wie Schröder dort Ministerpräsident war.

Schröder kümmert sich heute in Hannover mehr als früher um die zwei russischen Adoptivkinder. Ehefrau Doris Schröder-Köpf, die noch eine ältere Tochter aus einer anderen Beziehung hat, macht jetzt selbst Politik — im niedersächsischen Landtag. „Ohne Zweifel, ein Tag zu Hause ist anstrengender“, sagte Schröder der „Bild“ auf die Frage, ob der Job als Hausmann oder im Büro anstrengender sei. Schröder ist zudem Schirmherr des Anti-Rassismus-Vereins „Gesicht Zeigen“ und einer Initiative, die an der Muskelkrankheit ALS Erkrankten hilft.

Bis heute hadert Schröder damit, dass sich die SPD nicht offensiver zu den positiven Folgen seiner Arbeitsmarkt-Reformagenda 2010 bekannt hat. Heute wird sie in Frankreich als Vorbild gefeiert. Und Merkel verdankt die guten Arbeitsmarktdaten auch der Agenda.