Guido Westerwelle: Ein Leben für die Politik

Mit 32 Jahren Generalsekretär, mit 39 FDP-Chef, mit 48 Vizekanzler. Am Dienstag wird Guido Westerwelle 50, ist „nur“ noch Minister. Liegt sein Karrieregipfel schon hinter ihm?

Berlin. Manche Menschen haben mit dem eigenen Geburtstag kein so rechtes Glück. Guido Westerwelle ist einer von ihnen. Der 27. Dezember gehört normalerweise nicht zu den Tagen, an denen groß gefeiert wird. Es ist die stillste Zeit des Jahres: Weihnachten gerade erst vorbei, Silvester vor der Tür. Eine große Party zu Hause plant der Außenminister deshalb zum runden 50. Geburtstag am Dienstag nicht. Er werde privat feiern, heißt es in seinem Umfeld — nach Informationen der „Bild am Sonntag“ in seiner Finca auf Mallorca mit Lebenspartner Michael Mronz und Freunden.

Am 18. Januar wird Westerwelle allerdings nachträglich in großem Rahmen gewürdigt: Die FDP hat einen Empfang in Berlin für den Ex-Vorsitzenden organisiert.

50 ist ein Alter, in dem für andere die politische Karriere erst so richtig beginnt. Der Außenminister, so die gängige Lesart, dürfte den größten Teil bereits hinter sich haben.

Längst gehört der Bonner zum politischen Inventar der Republik. Erstmals in Erscheinung trat er zu Beginn der 80er Jahre: Als seine Generation zu Hunderttausenden gegen die Nachrüstung demonstrierte, stand er mittendrin und verteilte Flugblätter dafür. Nach dem Ende der sozialliberalen Koalition 1982 war er bei der Gründung der Jungen Liberalen dabei. Ein Jahr später wurde er Vorsitzender.

Das war der Beginn eines Lebens fast ausschließlich für die Politik. Eher nebenbei studierte er Jura, machte seinen Doktor, wurde Anwalt. Klaus Kinkel machte ihn — mit gerade mal 32 Jahren, was damals sehr ungewöhnlich war — zum Generalsekretär der FDP. Westerwelle war Ehrgeiz pur. Lauter, forscher, schriller als jeder andere.

Auf Parteitagen konnte er die Leute schwindelig reden. Mit 39 wurde er FDP-Chef und machte sich daran, die Liberalen vom Mehrheitsbeschaffer zur „Partei des ganzen Volkes“ zu verwandeln. Er ließ sich zum Kanzlerkandidaten ausrufen, stieg bei „Big Brother“ in den Container und malte eine gelbe „18“ als Wahlziel auf die Schuhsohle.

Dabei ging fast unter, wie hart er arbeiten konnte. Bis heute kennt kaum einer die Partei so gut wie er. Westerwelle musste schon in dieser Zeit Kritik aushalten bis zum Unmaß. Besonders nachtragend ist er bis heute nicht, aber durchaus misstrauisch.

Die Affäre um Jürgen Möllemann, als die FDP in die Nähe des Antisemitismus zu geraten drohte, ließ ihn für eine Weile leiser werden. In diesen Jahren bekannte er sich zu seiner Homosexualität und präsentierte seinen Lebensgefährten Michael Mronz. Aber wer geglaubt hatte, dass er damit etwas von seinem Misstrauen verlieren würde, sah sich getäuscht.

Und dann, im dritten Versuch, gelang 2009 doch noch die Wunsch-Koalition mit der Union — mit einem Sensationsergebnis von 14,6 Prozent. In der Stunde des Triumphs machte Westerwelle seinen vielleicht größten Fehler: Er übernahm nicht das Finanz-, sondern das Außenministerium. Die Rechnung, mit dem Auswärtigen Amt auch die Beliebtheitswerte der Vorgänger zu übernehmen, ging nicht auf. Viele nahmen ihm den Wandel zum Diplomaten nicht ab.

Im Frühjahr musste Westerwelle FDP-Vorsitz und Vizekanzlerposten an Philipp Rösler abgeben. Seither ist es um ihn erheblich ruhiger geworden. Auf öffentliche Äußerungen zum Zustand der Partei verzichtet er.

In einem „Bunte“-Interview sagte er kürzlich auf die Frage nach seinem runden Geburtstag, das Datum bedeute für ihn auf jeden Fall einen Einschnitt. Natürlich frage man sich an einem solchen Punkt, was man im Leben bewegt habe und was man noch schaffen möchte. Dass er noch etwas schaffen möchte, machte er aber auch deutlich. „Wie heißt es so schön: 40 ist das Alter der Jugend, 50 ist die Jugend des Alters.“