Hat Al Kaida Schnellzüge im Visier?
NSA warnt vor Bedrohung. Bund sieht keine konkrete Gefahr.
Berlin. Die Schlagzeile klang bedrohlich: „Al Kaida plant Terror-Anschläge auf Schnellzüge“, hieß es am Montag in einer Boulveardzeitung. Noch am Vormittag bemühten sich die deutschen Sicherheitsbehörden, die Bahnkunden zu beruhigen. Die Informationen, auf die sich die Meldung bezog, seien gut zwei Wochen alt, es gebe keine aktuellen Hinweise auf bevorstehende Attentate. „Die Sicherheitslage hat sich nicht verändert“, versicherte ein Sprecher von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU).
Der Hinweis auf die Bedrohung des europäischen Schnellbahnnetzes kam vom US-Geheimdienst National Security Agency. Die wegen ihrer massiven Spähprogramme umstrittene NSA hatte geheime Kommunikation zwischen hochrangigen Al-Kaida-Mitgliedern abgefangen. Vor allem habe es sich um geplante Anschläge auf der arabischen Halbinsel gedreht, hieß es. Die USA schlossen als Konsequenz Botschaften in muslimischen Ländern. Anschläge gab es nicht, inzwischen sind diese Vertretungen wieder geöffnet. Bei einem abgehörten Gespräch soll auch das europäische Bahnnetz Thema gewesen sein.
Die deutschen Ermittler dürften nach den NSA-Hinweisen von Anfang August alarmiert gewesen sein. Schon ein paar Mal haben Sprengstoffanschläge auf Züge in Europa seit den Terrorattacken vom 11. September 2001 für Angst und Schrecken gesorgt. Beim verheerendsten Attentat auf vier Pendlerzüge in Madrid starben im März 2004 insgesamt 191 Menschen, etwa 1600 wurden verletzt.
Der Zugverkehr in Deutschland blieb bisher verschont — mit Glück. Bei mehreren Anschlagsversuchen detonierten die Sprengsätze nicht. Ende 2008 wurde der „Kofferbomber von Köln“ vom Düsseldorfer Oberlandesgericht wegen vielfachen versuchten Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Er hatte im Sommer 2006 mit einem Komplizen im Kölner Hauptbahnhof zwei Kofferbomben in zwei Zügen deponiert — sie explodierten aus technischen Gründen nicht. Im Dezember 2012 wurde im Hauptbahnhof Bonn ein Sprengsatz gefunden, der zwar zündfähig war, aber nicht detoniert. Der oder die Täter sind noch nicht gefunden.
Die Vorgänge werfen ein Schlaglicht auf die Probleme, vor denen Fahnder bei Terrorwarnungen stehen, die gegen sogenannte weiche Ziele wie das Schienennetz gerichtet sind. Allein wegen der Größe der bedrohten Einrichtungen lassen sie sich schwer schützen. Sicherheitshalber betonen die Behörden bei Terrorwarnungen: Deutschland liege „im Zielspektrum des dschihadistischen Terrorismus“. Falls doch etwas passiert, will sich niemand dem Vorwurf aussetzen, er habe nicht ausreichend auf Warnungen reagiert.