Heinz Buschkowsky: „Gesellschaft muss sich einmischen“
Der Bezirksbürgermeister in Berlin Neukölln, Heinz Buschkowsky, über seine Wege für eine Integration von Einwanderern.
Düsseldorf. Nein, er wolle sich nicht als Oberlehrer aufspielen — hier bei seinem Auftritt in NRW. Er wolle nur aus seiner Welt berichten. Seine Welt, das ist der Berliner Stadtteil Neukölln mit seinen 41 Prozent Einwanderern, wo im Norden des Stadtteils 70 Prozent der jungen Leute von Hartz IV leben. Und doch hat auch Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky deutliche Botschaften an den Rest der Republik, die er Dienstagabend vor einem vielfach applaudierenden 350-köpfigen Publikum in der Handwerkskammer Düsseldorf eindringlich vermittelte.
„Ein Leben in Wohlstand wird es auf Dauer nur geben, wenn es gelingt, die Einwandererkinder zu integrieren. Angesichts der Alterung der Gesellschaft, mit weniger werdenden ,Biodeutschen’“, wie Buschkowsky die heimische Bevölkerung salopp nennt, müssten die Einwandererkinder, die nun mal da sind, „notfalls mit dem Lasso eingefangen und integriert werden“. Dazu zähle auch, dass sich die Gesellschaft in die Erziehung einmischt. „Es gibt viele Kinder, deren Eltern die größte Gefahr für die Zukunft ihrer Kinder sind“, stellt er mit Blick auf Erziehungsunfähigkeit oder Erziehungsunwilligkeit fest. Er geißelt nicht nur das Betreuungsgeld als Irrweg, sondern fordert die Kindergartenpflicht ab dem 13. Lebensmonat.
„Kommt das Kind nicht in die Schule, kommt das Kindergeld nicht aufs Konto“, ist Buschkowskys Devise. Und er zitiert gleich die Bedenken, die ihm darauf immer entgegnet werden: Dürfen wir Eltern denn drohen, dürfen wir Druck aufbauen? „Ja sicher, das machen wir doch auch im Straßenverkehr, wenn wir das Überfahren der roten Ampel mit Bußgeld bedrohen.“ Und dann kommt einer seiner Kernsätze: „Eine Gesellschaft, die alimentiert, hat nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, dass die Kinder im Sinne der Werte erzogen werden, die diese Gesellschaft prägen.“
Integration durch Bildung — das ist teuer. Buschkowsky kennt den Einwand. Und sagt darauf: „Die Gesellschaft kann sich entscheiden: Will sie fünf Knackis ernähren oder für dasselbe Geld 650 Schüler zum Abitur führen?“ Die Gesellschaft habe noch nie so viel Geld für so wenig Kinder ausgegeben, die Familienförderung koste bis zu 200 Milliarden Euro im Jahr. „Lasst uns das Kindergeld halbieren und das Geld in Kindertagesstätten und Ganztagsschulen stecken.“
Das Handwerk scheint er, wenn auch nicht mit allen seinen Thesen, so aber doch grundsätzlich auf seiner Seite zu haben. Siegfried Schrempf, Vizepräsident der Handwerkskammer, verweist auf einen Slogan aus der Handwerkskampagne: „Bei uns zählt nicht, wo man herkommt, sondern wo man hinwill.“ Schon heute hätten 20 Prozent der Auszubildenden und zehn Prozent der Absolventen der Meisterschule einen Migrationshintergrund.