Hells Angels-Untergruppen in Hessen verboten

Wiesbaden/Frankfurt (dpa) - Nach monatelangen Ermittlungen und mehreren Razzien hat Hessens Innenminister Boris Rhein zwei Clubs der Hells Angels in Frankfurt verboten.

„Im Zentrum ihrer Tätigkeit stehen Drogenhandel, Prostitution und Menschenhandel“, begründete der CDU-Politiker am Freitag in Wiesbaden das Verbot. Die beiden Ortsgruppen (Charter) gehörten zu den bedeutendsten in Deutschland. Auch in mehrere anderen Bundesländer wurde bereits mit Verboten gegen die auch in Waffengeschäfte verwickelten Hells Angels vorgegangen.

Die beiden Charter, die laut Rhein rund 90 Mitglieder haben und eine „geschlossene Gesellschaft“ seien, sollen nach Einschätzung aus Polizeikreisen große Teile des Frankfurter Rotlichtviertels am Hauptbahnhof kontrollieren. Der Minister sprach von „lupenreinem organisierten Verbrechen“. Das Verbot sei ein „unmissverständliches Signal, dass ein Staat im Staat nicht geduldet wird“, betonte Rhein.

Der Minister wies jedoch jeglichen Zusammenhang zu den jüngsten Veröffentlichungen von geheimen Polizeiprotokollen über abgehörte Gespräche von Hells-Angels- Mitgliedern zurück. Darin hatte ein Charter-Mitglied den CDU-Politiker, der sich im März vergangenen Jahres über die Straßenprostitution im Bahnhofsviertel informierte, gelobt. Der Innenminister hatte anschließend Spekulationen über Kontakte zu den Rockerclubs als „absurd“ und „ehrabschneidend“ bezeichnet.

Die Polizei hatte bei einer Razzia am Donnerstagabend bei den beiden Frankfurter Charter „Westend“ und „Frankfurt“ die Vereinsschilder abgeschraubt. Nach dem Verbot dürfen die Kennzeichen der Clubs weder in der Öffentlichkeit verwendet noch weiter verbreitet werden. Außerdem wurde das Vereinsvermögen beschlagnahmt.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft bezeichnete das Verbot als richtigen Schritt. Es müsse jetzt auf Bundesebene darum gehen, eine Änderung des Vereinsrechts zu prüfen, um Rockerbanden deutschlandweit zu verbieten, forderte Gewerkschaftschef Rainer Wendt im Fernsehsender n-tv. Das „Kleinklein“ der Bundesländer müsse aufhören.