Jobaufschwung bleibt trotz Risiken stabil
Auch wenn die Konjunktur schwächelt — Experten sehen gute Chancen für Arbeitssuchende.
Nürnberg. Kurs-Achterbahn an der Börse, ein konjunkturelles Wechselbad der Gefühle in vielen Chefetagen — in diesen turbulenten Zeiten steht die Bundesagentur für Arbeit (BA) für Beständigkeit. Monat für Monat meldet sie neue Rekordtiefstände bei der Erwerbslosigkeit und macht damit deutlich: Der deutsche Arbeitsmarkt behauptet sich wie ein Fels in der Brandung. Im September, für den Konjunkturforscher salopp das Ende der Konjunkturparty ausgerufen hatten, sank die Arbeitslosigkeit mit 2,796 Millionen auf den tiefsten Septemberstand seit 1991. Geholfen hat dabei allerdings auch eine kräftige Herbstbelebung.
Nach Ansicht von Bundesagentur-Chef Frank-Jürgen Weise geht der Job-Boom erstmal weiter — mindestens bis zum Jahresende, mit etwas nachlassendem Tempo wahrscheinlich auch noch weit ins Jahr 2012 hinein, wie er gestern andeutete. Konjunkturängste mancher Firmen hält Weise für überzogen. Statt auf Gefühl setze er auf Fakten, betonte er — und die sind seiner Meinung nach eindeutig: Viele Unternehmen säßen nach BA-Umfragen auf vollen Auftragsbüchern. Statt einer Rezession fürchteten sie eher einen Fachkräftemangel.
Zudem ist nach Einschätzung von BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker der heutige Arbeitsmarkt ein ganz anderer als noch vor zehn Jahren. Hätten Krisen damals schon bald zu kräftigen Ausschlägen bei der Arbeitslosigkeit geführt, könnten Betriebe heute frühzeitig und flexibel auf sich abzeichnende Konjunktureinbrüche reagieren. Als Beispiel führt Becker die Zeitarbeit an. So umstritten Leiharbeit sei, so biete sie doch Unternehmen die vergleichsweise risikolose Möglichkeit, frühzeitig auf einen Auftragsboom zu reagieren. Flexibel machten auch die mit den Gewerkschaften ausgehandelten Arbeitszeitkonten.
Neben einem hohen Maß an Flexibilität und regionaler Mobilität ist für die Bundesagentur eine gute Ausbildung der beste Schutz vor dem Jobverlust und dauerhafter Arbeitslosigkeit. Denn der Jobabbau zwischen den Jahren 2000 und 2010 hat vor allem Männer und Frauen ohne Berufsausbildung getroffen; vom Jobaufschwung haben nach Erkenntnissen der Nürnberger Berhörde hingegen vor allem Beschäftigte mit einem Fach- oder Hochschulabschluss profitiert.