Atempause für Merkel
Scheitert der Euro, scheitert Europa. So dramatisch versuchte die Kanzlerin noch vor wenigen Tagen, die Eurokritiker in den eigenen Reihen ruhig zu stellen. Ihr Appell hat gewirkt. Die Erweiterung des Rettungsschirms wurde auf den Weg gebracht.
Die Regierung gibt ein Symbol der Geschlossenheit. Den europäischen Partnern und internationalen Finanzmärkten signalisiert Deutschland Verlässlichkeit.
Also alles gut? Mitnichten. Merkel hat sich gestern nur eine Atempause verschafft. Künftig wird das Parlament bei jeder kleinen Entscheidung über weitere Hilfen für Eurostaaten gefragt. Das birgt neuen Zündstoff, denn Merkels Partner erweisen sich in der Krise als unsichere Kantonisten. Die FDP muss sich profilieren, will sie bei der nächsten Bundestagswahl nicht in der Rubrik „Sonstige“ abtauchen.
Auch die CSU wird, je näher die Landtagswahl rückt, das Wohl der Bayern über das Europas stellen. Und Angela Merkel? Sie täte gut daran, den Bürgern eine Antwort darauf zu geben, wie viel Euro-Rettung es noch sein darf. Schon jetzt haftet Deutschland mit unvorstellbaren 211 Milliarden Euro, sollte ein EU-Staat pleitegehen.
Wenn die Koalition scheitert, scheitert sie nicht allein am Euro, sondern vor allem an sich selbst.