Hochspannung vor Bayern-Wahl
München (dpa) - Der Wahlkampf ist zu Ende, nun sind die Bürger am Zug - vor der Landtagswahl in Bayern herrscht Hochspannung. Nach dem Verlust der absoluten Mehrheit vor fünf Jahren und einer teilweise schwierigen Koalition mit der FDP hofft die CSU mit Ministerpräsident Seehofer auf eine Rückkehr zur Alleinherrschaft.
Letzten Umfragen zufolge ist eine absolute Mehrheit ebenso möglich wie eine Fortsetzung des schwarz- gelben Bündnisses. Allerdings muss die FDP um den Wiedereinzug in den Landtag zittern. Die SPD mit Spitzenkandidat Christian Ude sowie Grüne und Freie Wähler setzen auf noch unentschlossene Wähler und eine Aufholjagd auf den allerletzten Metern.
In Berlin hoffen sämtliche Parteien auf ein starkes Signal für den Schlussspurt bis zur Bundestagswahl eine Woche später. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hatten Bayern deshalb zu Schwerpunkten ihrer Wahlkampagnen gemacht.
Wahlberechtigt im Freistaat sind rund 9,5 Millionen Menschen - etwa 15 Prozent der bundesdeutschen Wahlbevölkerung. Sie haben die Wahl zwischen 15 Parteien. Im Landtag sind 180 Sitze zu vergeben - 90 Direktmandate und 90 Listenmandate. Durch Überhang- und Ausgleichsmandate können es am Ende aber auch einige mehr werden.
Umfragen hatten die CSU zuletzt bei 47 bis 48 Prozent gesehen - und damit vor der Wiedereroberung der absoluten Mehrheit im Landtag, die die Christsozialen 2008 nach einem dramatischen Absturz verloren hatten. Für die FDP ermittelten die Meinungsforscher nur 3 bis 5 Prozent. Die SPD wurde bei 18 bis 21 gesehen. Die Grünen kamen in diesen Umfragen auf 10 bis 13 Prozent, die Freien Wähler - seit 2008 erstmals in einem Landesparlament vertreten - auf 7 bis 8 Prozent. Die Linke kam auf maximal 4, die Piratenpartei auf maximal 3 Prozent.
Ein historischer Machtwechsel im seit Jahrzehnten CSU-dominierten Freistaat scheint demnach unwahrscheinlich - auch wenn Seehofer mit dem populären Münchner Oberbürgermeister Ude ein politisches Schwergewicht als Herausforderer hat. Die SPD wäre aber, um regieren zu können, nicht nur auf die Grünen, sondern auch auf die Freien Wähler als Partner angewiesen. Die wollen sich aber weder auf die CSU noch auf Rot-Grün festlegen.
Ohnehin lag das potenzielle Dreierbündnis in Umfragen zuletzt deutlich hinter der CSU. Allerdings: Umfragen zufolge war wenige Tage vor der Wahl noch fast die Hälfte der Bayern unentschlossen, ob und wen sie wählen.
Bei der Landtagswahl vor fünf Jahren hatte die CSU eine historische Niederlage einstecken müssen. Die Christsozialen stürzten von 60,7 Prozent bei der Wahl 2003 um 17 Punkte auf nur noch 43,4 Prozent ab. Der nur ein Jahr lang amtierende Ministerpräsident Günther Beckstein musste damals ebenso gehen wie Erwin Huber als Parteichef, Seehofer wurde als Retter aus Berlin geholt. Erstmals seit Jahrzehnten war die CSU fortan wieder auf einen Koalitionspartner angewiesen - sie entschied sich für die FDP.
Die SPD war vor fünf Jahren auf 18,6 Prozent abgesackt. Die Grünen holten 9,4 Prozent. Die Freien Wähler (FW) zogen damals mit 10,2 Prozent erstmals überhaupt in ein Landesparlament ein. Und die FDP feierte nach 14 Jahren Pause im Landtag mit 8,0 Prozent ihre Rückkehr ins Parlament. Auf die CSU entfielen damals 92 der 187 Sitze, auf die SPD 39, auf die Freien Wähler 21, auf die Grünen 19 und auf die FDP 16. Im Laufe der Wahlperiode wechselte ein FDP-Abgeordneter zu den FW. Ex-CSU-Rebellin Gabriele Pauli verließ die FW-Fraktion und war seitdem fraktionslos. Die Wahlbeteiligung lag bei 57,9 Prozent.