Immer häufiger: Pflege auf Sozialhilfe-Kosten

Wiesbaden (dpa) - Für die Pflege armer Menschen muss immer häufiger die Sozialhilfe aufkommen. Die Zahl der Fälle wächst, noch stärker aber steigen die Kosten, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden berichtete.

2011 erhielten in Deutschland rund 423 000 Menschen sogenannte Hilfe zur Pflege, 2,9 Prozent mehr als 2010. Dafür gaben die Träger der Sozialhilfe netto rund 3,1 Milliarden Euro aus, 4,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Sozialverbände betrachten die Entwicklung als Indiz dafür, dass die Pflegeversicherung an ihre Grenzen stößt.

„Hilfe zur Pflege“ bekommen Bedürftige, die auf fremde Hilfe angewiesen sind, die Pflegeleistungen aber nicht selbst bezahlen können und auch kein Geld aus der Pflegeversicherung erhalten. Von 1000 Einwohnern waren 2011 sieben Frauen und vier Männer darauf angewiesen. Knapp drei Viertel der Betroffenen lebten in Heimen.

Die Pflegeversicherung sei 1995 ins Leben gerufen worden, um pflegebedürftigen Menschen den Gang zum Sozialamt zu ersparen, sagte Brigitte Döcker aus dem Vorstand der Arbeiterwohlfahrt. „Diese Zahlen zeigen leider deutlich, dass sie diesem Anspruch nicht mehr gerecht wird.“ Mit der wachsenden Altersarmut würden künftig noch mehr pflegebedürftige Menschen gezwungen, sich die Kosten ihrer Pflege vom Sozialamt bezahlen zu lassen.