Dschihad Immer mehr junge Frauen aus Deutschland folgen dem Ruf der Terrormiliz IS
Es ist ein Trip in die Gefahr - und immer öfter auch in den Tod. Doch die Zahl der Ausreisen von Islamisten Richtung Syrien und Irak wächst weiter. Sorge bereiten vor allem auch die Rückkehrer.
Berlin (dpa). Immer mehr junge Frauen aus Deutschland folgen dem Ruf der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zum Dschihad in Syrien oder im Irak - und immer mehr Dschihadisten sterben. Bislang seien 700 Islamisten aus Deutschland in Richtung der Kampfgebiete ausgereist, darunter annähernd 100 Frauen, teilte das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) in Berlin mit. Die Zahl der Salafisten in Deutschland sei auf 7500 gestiegen und sie wachse weiter.
Vor zwei Monaten zählte der Verfassungsschutz noch 7300 Männer und Frauen, die sich dieser besonders radikalen Auslegung des Islam zuordnen lassen. Anfang 2015 wurden etwa 7000 Salafisten gezählt, 2011 waren es halb so viele. Salafisten lehnen westliche Demokratien ab und sehen eine „islamische Ordnung“ als einzig legitime Staats- und Gesellschaftsform an.
Der Zulauf zu Salafisten und zum IS sei ungebrochen, sagt BfV-Präsident Hans-Georg Maaßen. „Dabei sehen wir eine verstärkte Anziehungskraft gerade auf junge Frauen, die auf Rekrutierungsaktivitäten sowohl im Internet als auch durch persönliche Kontakte hereinfallen.“
Im April lag die Zahl der aus der Bundesrepublik ausgereisten Islamisten noch bei 680, Ende 2014 waren es rund 550. Während es vor zwei Monaten Hinweise darauf gab, dass rund 85 der Ausgereisten in Syrien oder im Irak ums Leben gekommen waren, ist deren Zahl nun auf rund 100 gestiegen. Seit Anfang des Jahres seien die Hinweise auf entsprechende Todesfälle stark gestiegen, berichtet das BfV.
Auch die Zahl der Ausreisen junger Frauen habe in jüngster Zeit deutlich zugenommen, stellen die Verfassungsschützer fest. Über die Hälfte von ihnen sei zum Zeitpunkt der Ausreise jünger als 25 Jahre alt gewesen, etwa 15 Prozent minderjährig. Das BfV zählt dabei nur jene Frauen, die das Ziel hatten, in den „Heiligen Krieg“ zu ziehen - und nicht etwa Ehefrauen von Dschihadisten.
Ein Drittel der bislang Ausgereisten ist nach BfV-Angaben wieder zurückgekehrt. Bei mehr als 50 von ihnen gibt es Erkenntnisse, dass sie Kampferfahrungen gesammelt haben - sie gelten als besonders gefährlich. Ähnliche Zahlen waren bereits vor zwei Monaten genannt worden, sie scheinen also nicht auffällig angestiegen zu sein.
„Die Bedrohungslage wird immer komplexer“, warnte Maaßen. Sorge bereite auch „die Verflechtung von virtueller und realer Welt, die wir in allen Beobachtungsfeldern feststellen“. Diese gelte für den Islamismus genauso wie für den Rechtsextremismus und die Spionageabwehr, für die das BfV zuständig ist.