Immer mehr müssen „aufstocken“
1,383 Millionen trotz Arbeit auf Unterstützung angewiesen.
Nürnberg. Immer mehr Berufstätige sind wegen ihres niedrigen Einkommens zusätzlich auf Hartz IV angewiesen. Im vergangenen Jahr erhielten im Schnitt 1,383 Millionen Menschen diese ergänzende staatliche Unterstützung. Das sind 4,4 Prozent mehr sogenannte Aufstocker als im Vorjahr und 13 Prozent mehr als im Jahr 2007, wie aus einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervorgeht.
Ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums verwies dazu auf die stark anziehende Nachfrage nach Arbeitskräften. Dies gelte für reguläre, sozialversicherungspflichtige Tätigkeiten wie auch für sogenannte Arbeitsgelegenheiten für Langzeitarbeitslose. Unter diesen Umständen sei die Entwicklung nicht überraschend.
Die Bundesregierung werde aber die Entwicklung im Auge behalten und prüfen, ob gegengesteuert werden müsse. Handlungsbedarf könnte es nach den Worten des Ministeriumssprechers dann geben, wenn immer mehr Menschen, die bereits in Arbeit sind, in Hartz IV hineinrutschen sollten. Anders dagegen sei zu beurteilen, wenn Langzeitarbeitslose durch erstmalige Aufnahme einer — gering bezahlten — Arbeit zu Aufstockern werden.
„Es ist immer schwer, diese Zahlen zu interpretieren“, sagte eine BA-Sprecherin. „Es ist schön, wenn Arbeitslose eine Beschäftigung annehmen, auch wenn diese nicht so gut bezahlt wird.“ Auch sei es unterstützenswert, wenn ein Erwerbsloser zunächst Teilzeit arbeite, um später vielleicht auf Vollzeit umsteigen zu können. „Es wird aber auch das Phänomen geben, dass die Arbeitgeber wissen: Wenn ich nur soundsoviel zahle, wird das aufgestockt“, erläuterte die Fachfrau. dpa