Innenminister will raschen Dialog mit Islamverbänden
Berlin. Nach anhaltender Kritik an seinen Islam-Äußerungen hat der neue Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) seinen Wunsch nach einem raschen Dialog mit den Muslimen in Deutschland bekräftigt.
Der Minister freue auf die nächste Islamkonferenz am 29. März, erklärte sein Sprecher.
Bei den islamischen Vertretern löste Friedrichs These, es gebe keine historischen Belege für den Einfluss des Islam auf Europa, Enttäuschung aus. Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, nannte in der „Berliner Zeitung“ diese Einschätzung „total falsch“. So habe die islamische Welt die Schriften der Antike gesichert und übersetzt, die dann als Grundlage für die europäische Aufklärung gedient hätten, argumentierte Kolat. Auch stammten viele Wörter des deutschen Sprachgebrauchs aus dem Arabischen.
Nach Ansicht der Grünen hat Friedrich mit seinen Positionen „alte Feindbilder“ bedient. „Der Nachweis, dass ihm die Fußstapfen seines besonnenen Amtsvorgängers Thomas de Maizière nicht eine Nummer zu groß sind, wird ihn nun viel Mühe kosten“, sagte Parteichefin Claudia Roth. Mit der Leugnung „der Realität“ des Islam in Deutschland werfe der neue Minister wichtige Grundwerte wie die allgemeine Religionsfreiheit leichtfertig über Bord.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, kritisierte Friedrich ebenfalls: „Durch den Glauben der Muslime in Deutschland ist auch der Islam da“, sagte er der „Frankfurter Rundschau“.
Bei konservativen Christdemokraten wie dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Stefan Mappus kommen Friedrichs Äußerungen aber gut an. „Ich finde es gut und wichtig, dass das Thema in Deutschland angesprochen wird, egal wer Innenminister ist“, sagte Mappus der „Leipziger Volkszeitung“. Prägend für Deutschland müsse „stets das christliche Menschenbild“ sein.
Friedrich hatte direkt nach seinem Amtsantritt in der letzten Woche erklärt, die in der Bundesrepublik lebenden Menschen islamischen Glaubens gehörten zwar zu Deutschland. „Aber dass der Islam zu Deutschland gehört, ist eine Tatsache, die sich auch aus der Historie nirgends belegen lässt.“ Damit grenzte er sich von Bundespräsident Christian Wulff ab, der den Islam als einen Teil Deutschlands bezeichnet hatte.