Klaus Töpfer: „Wir müssen nicht resignieren“

Weltweiter Klimaschutz ist auch ohne internationales Abkommen möglich, sagt Klaus Töpfer.

Düsseldorf. Herr Töpfer, zurzeit laufen die letzten Vorbereitungsverhandlungen vor der Weltklimakonferenz in Durban in einigen Wochen. Ist das Ziel, ein Abkommen mit konkreten CO2-Emissionsverpflichtungen zu bekommen, nach all den Misserfolgen noch realistisch?

Töpfer: Zur gegenwärtigen Zeit ist das nach meiner Meinung nicht realistisch. Die Positionen der großen Verursacher von CO2-Emissionen — insbesondere die USA aber auch China und andere — sind bekannt. Wir müssen deswegen aber nicht resignieren. Es zeigt sich immer deutlicher, dass diejenigen, die im Klimaschutz vorangehen, auch wirtschaftlich erfolgreich sind. Wir können belegen, dass eine klimafreundliche Energiepolitik auch große wirtschaftliche Vorteile hat. Das wird andere Staaten zur Nachahmung anregen.

Sie haben als Vorsitzender der Ethik-Kommission den Atomausstieg moderiert. Es gibt eine Reihe von Kritikern, die sagen, wir opfern nun für den Atomausstieg den Klimaschutz.

Töpfer: Mahner sind immer willkommen, denn sie weisen auf mögliche Risiken hin. Ich gehe aber davon aus, dass sich die Bundesregierung bei der Umsetzung der Energiewende an den Empfehlungen orientiert, die die Kommission formuliert hat. Wir haben betont, dass der Atomausstieg nicht zu Lasten der Klimapolitik vollzogen werden darf. Die Klimaziele der Bundesregierung müssen erreicht werden.

Es werden eine ganze Reihe neuer Kohle- und Gaskraftwerke gebaut. Sind die Ziele dennoch erreichbar?

Töpfer: Sie sind sehr gut erreichbar. Es werden ja nur noch die Kohlekraftwerke fertiggestellt, die bereits im Bau sind oder sich in fortgeschrittenem, konkretem Planungsstadium befinden. Und sie ersetzen alte Anlagen mit sehr geringen Wirkungsgraden. Im Übrigen halte ich den Begriff Energiewende für falsch. Wir verändern unsere Stromerzeugung; die macht aber nur ein Drittel des gesamten Energiemarktes aus. Auch im Wärmebereich und im Bereich der Mobilität lassen sich CO2-Emissionen in großem Umfang reduzieren. Die deutsche Energiepolitik ist ein Unikat weltweit — das bringt besondere Herausforderungen mit sich.