Linke-Spitze huldigt Fidel Castro
Glückwunschschreiben von Ernst und Lötzsch sorgt für Empörung.
Berlin. Mit einem Glückwunschschreiben an den kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro hat die Linke-Führung für Empörung vor allem beim politischen Gegner gesorgt.
In dem Brief vom 13. August — Castros 85. Geburtstag und zugleich 50. Jahrestag des Mauerbaus — datiert, gratulieren die Parteivorsitzenden Gesine Lötzsch und Klaus Ernst dem Comandante zu einem „kampferfüllten Leben und erfolgreichen Wirken“.
Kuba sei „Beispiel und Orientierungspunkt für viele Völker dieser Welt“. Auch Fraktionschef Gregor Gysi würdigte die „großen Verdienste“ Castros. Vor der Revolution 1959 sei Kuba ein „Bordell der USA“ gewesen.
Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), kritisierte das Glückwunschschreiben scharf. „Angesichts von 50 Jahren Menschenrechtsverletzungen auf Kuba zeigt dieser Brief, wie wenig die Linke von der Freiheit hält.“
Die CDU-Menschenrechtsexpertin Erika Steinbach sprach von einem „unglaublich peinlichen Brief“, der beweise: „Im Bundestag sitzen Antidemokraten.“ Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck warf der Linkspartei „Denkmuster aus dem Kalten Krieg“ vor.
Der Berichterstatter der FDP-Bundestagsfraktion für die Aufarbeitung des DDR-Unrechts, Patrick Kurth, sprach von einem „untertänigen Kniefall gegenüber einem jahrzehntelangen Unterdrücker durch Bundestagsabgeordnete“, der der höchsten deutschen Volksvertretung „unwürdig und inakzeptabel“ sei.
Kritik an dem Schreiben kam auch von wahlkämpfenden linken Landespolitikern aus Berlin. Landes-Chef Klaus Lederer sagte mit Blick auf die Wahl zum Abgeordnetenhaus in vier Wochen: „Es drängt sich der Eindruck auf, dass hier einige ihre sektenmäßigen Rechnungen auf dem Rücken der wahlkämpfenden Landesverbände austragen wollen.“
Castro, der Kuba fast ein halbes Jahrhundert beherrscht hatte, übergab 2006 krankheitsbedingt alle Ämter an seinen fünf Jahre jüngeren Bruder Raúl. Mittlerweile hat er sich ganz aus der aktiven Politik zurückgezogen.