Arbeitsmarkt Löhne zu niedrig: Jeder Zehnte bekommt zum Arbeitslosengeld noch Hartz IV
Ein Leben am Rande des Existenzminimums: Jeder zehnte ALG-I-Empfänger braucht Hartz IV, um über die Runden zu kommen. Der Mindestlohn macht jedoch Hoffnung.
Berlin. Die Zahl der Empfänger von Arbeitslosengeld I, die zuvor so wenig verdient haben, dass sie ihre Versicherungsleistung mit Hartz IV aufstocken müssen, ist im vergangenen Jahr um gut 10.000 auf 81.255 gesunken. Damit war allerdings immer noch etwa jeder zehnte Bezieher von Arbeitslosengeld zusätzlich auf staatliche Grundsicherung angewiesen. Die Quote sank von 11,0 auf 10,3 Prozent. Das geht aus einer aktuellen Datenübersicht der Bundesagentur für Arbeit hervor, die unserer Redaktion vorliegt.
Offenbar ist der Rückgang zum großen Teil auf die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns vor zwei Jahren zurückzuführen. Denn in den neuen Bundesländern, wo im Durchschnitt niedrigere Löhne gezahlt werden als im Westen, hat sich der Anteil der arbeitslosen Aufstocker an allen dortigen Beziehern von Arbeitslosengeld I zwischen 2015 und 2016 relativ deutlich von 15,4 auf 14,1 Prozent reduziert. In den alten Ländern sank die Quote dagegen nur minimal, und zwar von 9,7 auf 9,3 Prozent. 2016 bezogen im Westen durchschnittlich 56.536 Personen parallel zu ihrem Arbeitslosgengeld auch Hartz IV. Im Osten waren es 24.719 Personen.
„Das Arbeitslosengeld als Versicherungsleistung, für das man oft viele Jahre eingezahlt hat, ist keine Garantie, im Falle der Erwerbslosigkeit einigermaßen finanziell über die Runden zu kommen“, sagte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken, Sabine Zimmermann, unserer Redaktion. Das existenzsichernde Normalarbeitsverhältnis müsse für deutlich mehr Menschen möglich werden. Deshalb gelte es, den Niedriglohnbereich endlich effektiv zu bekämpfen. Außerdem müsse der gesetzliche Mindestlohn auf 12 Euro pro Stunde angehoben werden, forderte Zimmermann. Zu Jahresbeginn war der Mindestlohn in Deutschland um 34 Cent auf 8,84 Euro gestiegen.