Parteichef Lucke will Neuanfang Lucke mischt die AfD auf: Kurskorrektur oder Trennung

Berlin/Potsdam (dpa) - Parteichef Bernd Lucke will eine Übernahme der AfD durch rechtsnationale Kräfte verhindern - notfalls auch durch die Gründung einer neuen bürgerlich-liberalen Partei.

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„Ich glaube nicht, dass Appelle zur Geschlossenheit hier weiterhelfen“, kommentierte Lucke den seit Monaten schwelenden Streit zwischen dem rechten und dem liberalen Flügel der AfD. „Die Grundvorstellungen dieser beiden Gruppen sind unvereinbar.“ In einer E-Mail an alle Mitglieder der Alternative für Deutschland, schrieb Lucke weiter, in der Partei spielten sich „unterirdisch“ derzeit besorgniserregende Veränderungen ab.

Der Co-Vorsitzende Konrad Adam hatte am Sonntag erklärt, Lucke plane, die zu AfD verlassen und eine neue Partei zu gründen. Lucke wollte dies öffentlich nicht kommentieren. Den Mitgliedern teilte er mit: „An diesem Gerücht ist lediglich wahr, dass ich mir große Sorgen um die AfD mache.“

Antikapitalistische, deutschnationale, antiislamische und zuwanderungsfeindliche Kräfte hätten dem Ansehen der AfD zuletzt stark geschadet, schrieb Lucke in seiner E-Mail an die Mitglieder. Ein seriöses Image sei aber nicht nur wichtig für Parteimitglieder, die mitten im Beruf stünden und in ihrem Freundeskreis nicht schief angesehen werden wollten. Dieses neue „Schmuddelimage“ sei auch ein Grund dafür, dass sich potenzielle AfD-Wähler wieder der FDP zugewandt hätten.

Die zweite Co-Vorsitzende, Sachsens AfD-Chefin Frauke Petry, wollte sich an den Spekulationen über eine mögliche Abspaltung des Lucke-Flügels nicht beteiligen. Auch sie wollte ein Auseinanderbrechen der jungen Partei aber nicht völlig ausschließen. „Letztlich kann man nur auf Grundlage von Inhalten sich verständigen, ob man gemeinsam geht oder nicht. Das müssen wir schleunigst machen“, sagte Petry dem MDR.

Brandenburgs AfD-Landeschef Alexander Gauland sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Ich denke, Lucke will eher eine Klärung herbeiführen, keine Spaltung.“ Er warnte: „Wenn Lucke das wollte, verlöre er auch die Hälfte Wähler und wird mit der Partei keinen Erfolg mehr haben.“

Auch der Hamburger AfD-Chef Jörn Kruse glaubt nicht, dass Lucke wirklich eine neue Partei gründen will. „Ich halte die Idee für absurd. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Herr Lucke etwas in diese Richtung macht“, sagte Kruse.

Im April waren zwei liberale AfD-ler aus dem Vorstand ausgeschieden: Patricia Casale und der ehemalige Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel. Henkel hatte zuvor mehrfach vor einem Rechtsruck der Partei gewarnt.

Die AfD will auf ihrem Bundesparteitag in Kassel Mitte Juni einen neuen Parteivorstand wählen. Lucke hat zwar gute Chancen, zum Vorsitzenden gewählt zu werden. Es ist jedoch zu erwarten, dass auch einige seiner Kritiker und Widersacher dem neuen Vorstand angehören werden.