Mehrzahl der Bürger sieht Defizite im Kampf gegen Kinderarmut
Berlin (dpa) - Eine große Mehrheit der Bundesbürger hält die Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland für unzureichend. Drei von vier Befragten (72 Prozent) sind dieser Ansicht, wie aus einer repräsentativen Umfrage von infratest dimap im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes hervorgeht.
Danach sind 78 Prozent der Ostdeutschen und 70 Prozent der Westdeutschen der Meinung, das staatliche und gesellschaftliche Engagement gegen Kinderarmut sei zu gering. Nach Berechnungen des Deutschen Kinderhilfswerkes sind derzeit rund 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche von Armut betroffen.
Der Präsident der Organisation, Thomas Krüger, sieht in den Zahlen „ganz klar den Auftrag, entschiedener als bisher die Kinderarmut in Deutschland zu bekämpfen“. Für mehr materielle Verteilungsgerechtigkeit und verbesserte Bildungschancen sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher sei ein „nationales Programm“ nötig, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Krüger forderte „eine bedarfsgerechte Kindergrundsicherung“, um den Betroffenen „den bestmöglichen Zugang zu Bildung, Freizeit und gesunder Ernährung“ zu ermöglichen.
Nach den Ergebnissen der Umfrage, die der Nachrichtenagentur dpa in Berlin auszugsweise vorliegen, sehen 60 Prozent der Anhänger von CDU und CSU Defizite bei der Bekämpfung der Kinderarmut, bei den Sympathisanten der Linken sind es sogar 89 Prozent. SPD und Grüne liegen mit 80 und 78 Prozent dazwischen. In der Gruppe der Nichtwähler hält eine ebenfalls große Gruppe von 80 Prozent die Anstrengungen zur Behebung von Kinderarmut für zu gering. Die gesamten Umfrageergebnisse sollen voraussichtlich Mitte Januar vorgestellt werden.
Eine jüngst veröffentlichte Studie der Nationalen Armutskonferenz kam zu dem Ergebnis, dass sich die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland weiter vergrößert und sich das Einkommensgefälle zwischen den 16 Bundesländern erheblich verschärft hat.