Merkel: Kosovo-Einsatz ist wieder gefährlicher

Pristina (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Serbien und das Kosovo aufgefordert, ihren blutigen Grenzkonflikt im Nordkosovo beizulegen.

Die Kosovo-Regierung müsse sehr verantwortungsbewusst handeln und dürfe die Stimmung nicht aufputschen, sagte Merkel am Montag in der Hauptstadt Pristina nach einem Gespräch mit Ministerpräsident Hashim Thaci.

Thaci sagte: „Wir sind entschlossen, das Kapitel des Konfliktes und des Krieges abzuschließen“. Er versprach, mit Serbien einen Dialog zu führen. Das sei die einzige Option, alle Fragen zu lösen. Er hoffe, dass auch Serbien dazu bereit sei.

Merkel betonte, dass sie Serbiens Präsident Boris Tadic bereits im August zu einem vernünftigen Umgang mit dem Kosovo aufgerufen habe. Die EU hatte einen Beschluss über Serbiens Begehren, Beitrittskandidat zu werden, wegen der Kosovo-Frage verschoben. Merkel sagte, eine europäische Perspektive bleibe aber erhalten.

Im Hauptquartier der internationalen Schutztruppe KFOR in Pristina dankte die Kanzlerin den deutschen Soldaten für ihren Einsatz und sagte: „Leider ist aus einem über lange Zeiträume sehr ruhigen Region wieder ein Krisenherd geworden.“

Im Nordkosovo begehren die Serben gegen Einfluss aus Pristina und der EU-Rechtsstaatsmission Eulex auf. Im November wurden dort deutsche Soldaten angeschossen und insgesamt 25 deutsche und österreichische Soldaten verletzt.

Merkel bekannte: „Wir müssen politisch energischer auftreten.“ So könne das Kosovo den Schmuggel über die Grenze durchaus stoppen, auch wenn es über den Norden noch keine völlige Hoheit habe. Deutschland könne möglicherweise mehr Polizisten schicken.

Die Bevölkerung der seit 2008 unabhängigen früheren serbischen Provinz Kosovo ist zu mehr als 90 Prozent albanisch, im Norden gibt es eine serbische Mehrheit. Die Regierung in Pristina hat auf dieses Gebiet kaum Einfluss. Serbien will das Kosovo unter keinen Umständen anerkennen und seine abtrünnige Provinz möglichst wieder eingliedern.

Merkel sagte: „Wir wissen, dass man in der Geschichte auch dicke Bretter bohren muss.“ Thaci beteuerte: „Wir wollen einen multiethnischen demokratischen Staat aufbauen.“ Er räumte Probleme bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität und der Korruption ein.

Die Bundeswehr stellt derzeit rund 1300 der insgesamt mehr als 6000 Soldaten aus 30 Ländern in der KFOR. Sie stehen unter Nato-Befehl und sollen die Unabhängigkeit des Kosovos von Serbien absichern.