Mit dem Spritpreis steigt die Empörung

Vor Ostern bitten die Konzerne den Autofahrer zur Kasse. Das Kartellamt erscheint machtlos.

Berlin. Ostern ist auch eine Zeit der Rituale. Jedes Jahr ärgern sich Autofahrer über anziehende Preise an der Zapfsäule, ausgerechnet zur Reisezeit. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) leistet ihnen moralischen Beistand, indem er fordert, „Angebot und Nachfrage müssten in einer Marktwirtschaft den Preis bestimmen, nichts anderes — auch kein Feiertagskalender.“

Angesichts neuer Rekordwerte bei den Benzinpreisen und Ärger über das Tankstellen-Schlamassel beim neuen Biosprit E10 ist die Empörung in diesem Jahr noch größer als sonst.

Bereits in der vergangenen Woche mussten die Autofahrer an der Tankstelle tiefer in die Tasche greifen, wie der ADAC feststellt — trotz eines zwischenzeitlichen Rückgangs beim Rohölpreis. Mit 1,581 Euro kostete ein Liter Super vom Biosprit E10 im bundesweiten Schnitt 1,9 Cent mehr als in der Vorwoche. Der ADAC rechnet vor Ostern mit weiteren Erhöhungen, das Allzeithoch vom Sommer 2008 ist praktisch schon wieder erreicht.

Der Benzinpreis richtet sich grundsätzlich nach der Entwicklung beim Rohstoff Öl, aber auch Angebot und Nachfrage spielen eine Rolle. Preiserhöhungen zu Hauptreisezeiten wie Ostern oder den Sommerferien sind daher eigentlich keine Überraschung.

Allerdings: Ein echter Markt mit jeder Menge Wettbewerb ist die Mineralölbranche nicht. Wenige Konzerne geben den Ton an, Experten sprechen von einem „Oligopol“. Hinzu kommt, dass die Unternehmen häufig die gesamte Lieferkette von der Ölquelle über die Raffinerie bis zur Tankstelle kontrollieren — ihnen also niemand so einfach dazwischenfunken kann.

Das Bundeskartellamt untersucht daher seit Jahren, ob die Benzin-Multis die Preisentwicklung untereinander absprechen, damit alle davon profitieren — zum Schaden der Autofahrer. Dazu untersucht die Behörde die vielen Mini-Preisbewegungen an Hunderten Zapfsäulen, Ergebnisse sollen nun endlich im Mai vorliegen.

Der Wirtschaftsminister solle das Wettbewerbsrecht ausschöpfen und notfalls sogar das deutsche Geschäft der Mineralölkonzerne zerschlagen, fordert Rainer Hillgärtner vom Auto Club Europa (ACE). Die Empörung der Politiker findet er „heuchlerisch“, wenn dann gar nichts unternommen werde.

Dem Autofahrer bleibt bis dahin nur, sich noch tiefer in die Psychologie der Benzin-Multis hineinzuversetzen. Denn nach einer Studie des ADAC ist Tanken sonntags im Schnitt um 3,4 Cent billiger als am Freitag, und ADAC-Experte Klaus Reindl rät sogar dazu, die Tageszeit zu beachten. Denn: Mittags und nachts sei Benzin preiswerter als im Berufsverkehr.