Mollath: Bei Ministerin Merk ist Hopfen und Malz verloren

Der Nürnberger äußert sich in der Talkshow „Beckmann“ zu seinem Fall. Anwalt Strate wettert gegen die Gerichte.

Hamburg. Es ist die ganz große Bühne. Über Jahre hat Gustl Mollath in der Psychiatrie um Gehör gekämpft, jetzt sitzt er als Gast bei Reinhold Beckmann vor einem Millionenpublikum am Fernseher, hat alle Zeit, seinen Fall zu schildern.

Wie er das macht, beeindruckt das Gros der Zuschauer. Parallel zur Sendung am späten Donnerstagabend kommentieren Hunderte den Auftritt im Internet.

Aus den meisten Kommentaren spricht vor allem eines: Respekt und Anerkennung dafür, dass Mollath so ruhig, gefasst und seriös erzählt, obwohl ihm offensichtlich Unrecht widerfahren ist.

Mollath nutzt das Forum, um in der 90-Minuten-Sendung noch einmal seinen komplexen Fall Revue passieren zu lassen: der Rosenkrieg mit seiner Frau, gegenseitige Strafanzeigen, erste Psychiatriegutachten, seine leidvollen Erfahrungen in den forensischen Psychiatrien in Erlangen, Landshut und Bayreuth — und schließlich die quälende Ungewissheit darüber, jemals wieder freizukommen. Neue Erkenntnisse lieferte er nicht.

Mollath wirkt trotz der Verbitterung erstaunlich selbstbeherrscht. Er formuliert sehr präzise, fast druckreif, ein mittelfränkischer Dialekt schwingt in seinen Worten mit. Er sei zwar draußen, aber noch nicht frei, spielt er darauf an, dass er noch nicht rehabilitiert sei.

Zu seinem aktuellen Privatleben hält er sich bedeckt. Nur soviel: Ein Freund helfe ihm derzeit mit allem aus — „selbst mit Unterhosen“. Generell sei er von der Anteilnahme der Menschen beeindruckt.

Mollaths Anwalt Gerhard Strate nutzt die Talkrunde derweil für die eine oder andere Breitseite gegen die bayrische Justiz — und versteigt sich in feiner Ironie zu einem zweifelhaften Lob für die viel gescholtene Justizministerin Beate Merk (CSU): Der Ministerin müsse man eigentlich dankbar sein, dass sie das Wiederaufnahmeverfahren angeordnet habe.

Trotzdem erwartet er von diesem keine neuen Erkenntnisse: „Die bayrische Justiz wird versuchen, sich möglichst schnell aus der Affäre zu ziehen.“ Mollath nennt Merks Kehrtwende hingegen durchsichtig. „Da ist Hopfen und Malz verloren.“

Beckmann lässt Mollath erzählen. Auch die anderen beiden Gäste, „Süddeutsche“-Redakteur Uwe Ritzer und die Gerichts-Gutachterin Hanna Ziegert, stützen Mollaths Darstellungen.

So wird die Runde recht einseitig, denn weder Vertreter des Freistaats Bayern noch Journalisten, die eine Mollath-kritische Position vertreten, haben sich auf die Sendung eingelassen. So bleibt Mollath unwidersprochen.