Mutmaßlicher Al-Kaida-Terrorist festgenommen
Karlsruhe/Bochum (dpa) - Ein mutmaßlicher Al-Kaida-Terrorist soll im Ruhrgebiet Terrorpläne geschmiedet haben. Bundeskriminalamt und GSG 9 nahmen den 27-Jährigen mit deutscher Staatsbürgerschaft am Donnerstag in einem Studentenwohnheim in Bochum fest.
Er soll einer Ende April aufgeflogenen „Düsseldorfer Zelle“ angehören, die der Terrororganisation Al-Kaida zugerechnet wird. Die Gefahr durch islamistische Terroristen sei nicht gebannt, warnte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU).
Allzu konkret waren die Pläne des mutmaßlichen Terroristen wohl noch nicht gediehen. Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft widersprach Berichten über einen möglicherweise geplanten Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt. Bei der groß angelegten Polizeiaktion mit rund 150 Beamten wurden insgesamt 18 Wohnungen und Ladenlokale in Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Schleswig Holstein durchsucht - darunter auch die Wohnungen von fünf weiteren Tatverdächtigen aus dem Umfeld der „Düsseldorfer Zelle“.
Drei mutmaßliche Terroristen dieser Gruppe waren bereits Ende April festgenommen worden. Sie sollen einen Bombenanschlag geplant haben. Es habe Hinweise gegeben, dass der nun festgenommene Halil S. die Terrorpläne habe fortsetzen wollen, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft.
Er soll sich gefälschte Papiere beschafft und unter falschem Namen mehrere Wohnungen im Ruhrgebiet für die Vorbereitung eines Attentats angemietet haben. Bislang seien aber weder Sprengstoff noch Waffen gefunden worden. „Es gibt keine Hinweise für konkrete Anschlagsziele oder auf unmittelbare Anschlagsvorbereitungen“, so der Behördensprecher.
Nach dpa-Informationen erfolgte die Festnahme in einem Studentenwohnheim in der Nähe der Ruhr-Universität Bochum. Noch am späten Nachmittag dauerte die Polizeiaktion an. Studenten, die das Gebäude betreten wollten, mussten ihre Ausweise kontrollieren lassen.
„Der Fall zeigt, dass Deutschland und Europa weiter im Fadenkreuz des islamistischen Terrorismus sind“, sagte Innenminister Friedrich am Rande der Innenministerkonferenz in Wiesbaden. „Wir tun deswegen gut daran, wachsam auch in der Zukunft zu bleiben.“
Nach den bisherigen Erkenntnissen der Ermittler soll Halil S. im Frühjahr vom Kopf der „Düsseldorfer Zelle“ für einen geplanten Anschlag rekrutiert worden sein. Er sollte vor allem für die finanzielle und logistische Absicherung des Attentats verantwortlich sein. Seine Mitkämpfer waren Ende April festgenommen worden, als sie in einer Düsseldorfer Wohnung versucht hatten, einen Bombenzünder herzustellen.
Nach dpa-Informationen stand Halil S. seit Juli unter Beobachtung der Ermittler. Zur Finanzierung seiner Anschlagspläne soll er gemeinsam mit Komplizen aus Norddeutschland zahlreiche Betrugstaten über die Internetplattform eBay verübt haben. Es bestehe der Verdacht einer Internet-Betrügerbande, teilte die Staatsanwaltschaft Kiel mit. Ein Verdächtiger wurde festgenommen. Ihm ging es aber wohl nur ums Geld - von den Terrorplänen soll er nichts gewusst haben.
Nach Informationen des SWR soll sich Halil S. zwei Tage nach der Festnahme der anderen bei eBay ein Gerät zum Aufspüren von Abhörwanzen bestellt haben. Der Chef der Gruppe soll vor seiner Verhaftung den Auftrag erteilt haben: „Brüder, lasst uns die Arbeit zu Ende führen!“
Die Anweisungen für die „Düsseldorfer Zelle“ sollen direkt von der Al-Kaida-Führung in Afghanistan gekommen sein. Ein hochrangiges Mitglied der Terrororganisation soll den mutmaßlichen Anführer der Gruppe - einen ehemaligen Maschinenbau-Studenten an der Universität Bochum - mit dem Aufbau der Terrorzelle beauftragt haben. Er soll in einem Al-Kaida-Lager im Umgang mit Waffen und Sprengstoff ausgebildet worden sein.