Pippi und die Politik: Wer hat den Langstrumpf-Faktor?

Berlin (dpa) - Im Bundestagswahlkampf ist ein neuer Wettstreit entbrannt: Es geht nicht darum, wer dem Volk, sondern wer Pippi Langstrumpf am nächsten steht.

Eine gute Woche nach einer spontanen Gesangseinlage von SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles im Bundestag - die am Rednerpult das Lied der Kinderbuchfigur schmetterte - wetteifern die Parteien darum, wer am meisten Pippi-Langstrumpf-Tugenden auf sich vereint. Wer also ähnlich mutig, kräftig und unkonventionell ist wie die Neunjährige.

Pippi als Vorbild für die Politik? Das ringelgesockte Mädchen mit den abstehenden roten Zöpfen, das stärker ist als alle anderen Kinder und grundsätzlich nur das macht, was ihr passt?

Nahles hatte im Parlament gespottet, das Eigenlob der Regierung erinnere sie an das Pippi-Langstrumpf-Lied: „Ich mach mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt.“ Die Linke-Abgeordnete Sabine Zimmermann hakte daraufhin schriftlich bei der Regierung nach, was die von dem Vergleich halte.

Offenbar viel. Der Staatsminister im Kanzleramt, Eckart von Klaeden (CDU), schrieb betont süffisant zurück, „Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf“ habe in der Regierung viele Fans. Sie gelte etwa als literarisches Vorbild für die Frauenbewegung. Die Regierung habe also zu danken „für das möglicherweise unbeabsichtigte Kompliment“ von Nahles.

Zimmermann reagierte verwundert. Es sei eine „nette Selbstsatire“, wenn sich die Regierung unter Berufung auf Pippi Langstrumpf als Vorkämpferin für Frauenrechte sehe, sagte die Linke-Frau am Donnerstag. Pippi stelle die Gesellschaftsverhältnisse infrage, statt die Widersprüche zu verwischen, wie es die Regierung tue. Zimmermanns Folgerung: „Wenn, dann darf sich Die Linke auf sie berufen!“

Und Nahles? Die SPD-Politikerin scheint nicht ganz zufrieden damit zu sein, dass Schwarz-Gelb ihren geträllerten Vergleich als Schmeichelei verbucht: „Die Bundesregierung surft auf meinem Facebook-Hype und der Pippi-Welle“, sagte Nahles „Spiegel Online“. Und noch etwas: „Herr von Klaeden hat immerhin alle Namen von Pippi korrekt aufschreiben lassen“, schob sie nach. „Leider hat er sie nicht gesungen. Das sollte er demnächst vielleicht mal nachholen.“

Es ist Wahlkampf - „trallari trallahey tralla hoppsasa“.