Rechtsmediziner: Barschel beging Selbstmord
Hamburg (dpa) - Fast drei Jahrzehnte nach dem rätselhaften Tod des früheren Kieler Ministerpräsidenten Uwe Barschel (CDU) hat ein an der Obduktion beteiligter Rechtsmediziner seine Auffassung bekräftigt, der Politiker habe Selbstmord begangen.
„Es war Suizid, für eine andere Annahme gab es keine Anhaltspunkte“, sagte Werner Janssen der Wochenzeitung „Die Zeit“. Der Rechtsmediziner hat den Leichnam 1987 gemeinsam mit seinem Kollegen Klaus Püschel obduziert. Die Sektion habe sechs bis acht Stunden gedauert und damit dreimal so lange wie üblich, sagte der heute 91-Jährige der „Zeit“.
Barschels Leiche wurde am 11. Oktober 1987 in der Badewanne eines Zimmers im Genfer Hotel „Beau Rivage“ gefunden. Ob der 43-Jährige ermordet wurde oder aus eigenem Willen starb, ist bis heute ungeklärt.
Fest steht, dass er einen tödlichen Medikamentencocktail im Körper hatte. Zwischen Experten blieb umstritten, ob er das letztlich tödliche Mittel noch selbst zu sich nehmen konnte.
Aus dem Sektionsprotokoll zitiert die „Zeit“ wie folgt: „Eine versehentliche Überdosierung bei einem bewusstseinsklaren Menschen ist angesichts dieser Substanzmengen nicht denkbar; ebenso unwahrscheinlich ist die Möglichkeit einer unbemerkten Beibringung. Nach den vorliegenden Erkenntnissen gibt es keinen Anhalt für eine Beibringung der zum Tode führenden Substanzen unter äußerem Zwang“.
Darauf hatte sich in einer Dokumentation bereits 2007 der damalige schleswig-holsteinische Generalstaatsanwalt Erhard Rex bezogen.
Barschel stand im Zentrum eines beispiellosen Skandals, der 1987 die Bundesrepublik erschütterte. Kurz vor der Landtagswahl im Norden war publik geworden, dass ein Referent aus seiner Staatskanzlei den SPD-Oppositionsführer Björn Engholm bespitzeln ließ und mit üblen Tricks unter Druck gesetzt hatte. Barschel musste zurücktreten.