Röttgen denkt an erneute Kandidatur als Partei-Vize
Berlin (dpa) - Der von Kanzlerin Angela Merkel entlassene Bundesumweltminister Norbert Röttgen erwägt offenbar, beim Parteitag im Herbst erneut für den stellvertretenden CDU-Vorsitz zu kandidieren. Das berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstag) unter Berufung auf führende Parteikreise.
„Er hat das Amt noch nicht aufgegeben“, zitierte die Zeitung. Rückendeckung erhält Röttgen inzwischen von Weggefährten aus der CDU, aber auch aus der CSU.
So rechnet Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) mit einem Comeback des 46-Jährigen. „Röttgen hat so viel politisches Potenzial, dass ich mir sicher bin, dass dies nicht das Ende seiner Karriere ist“, sagte er der „Bild am Sonntag“. „Er wird der Politik erhalten bleiben. Ich jedenfalls habe ihm gesagt: Es kommen auch wieder bessere Zeiten“.“
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Ruprecht Polenz (CDU), hält Röttgens Wiederwahl zum stellvertretenden Parteivorsitzenden für möglich. Eine Nominierung hänge allerdings von der Meinungsbildung im Landesverband ab, sagte Polenz, der unter Merkel kurzzeitig CDU-Generalsekretär war, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstag).
Er forderte die CDU dringend auf, Röttgen nicht fallenzulassen: „Wir sind gut beraten, fähige Politiker so einzusetzen, dass sie ihre Fähigkeiten entfalten können.“ Polenz fügte hinzu: „Ihn aufzugeben wäre so, als würde Bayern München Arjen Robben aufgeben, nur weil er einen Elfmeter verschossen hat. Auf so eine Idee kommen nur ein paar verrückte Fans.“
Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Annette Schavan zeigte sich deutlich zurückhaltender. „Ob jemand stellvertretender Parteivorsitzender bleibt, entscheidet ein Parteitag. Für jeden von uns gilt: Was in Zukunft sein wird, hängt davon ab, wie man seine Erfahrungen verarbeitet“, sagte die Bundesbildungsministerin der „Welt am Sonntag“. Zu Röttgens Entlassung erklärte sie: „Es gibt Situationen, in denen Vertrauen verloren und ein solcher Schritt unvermeidlich ist. Aber Respekt und Wertschätzung enden nicht mit dem Verlust eines Amtes.“
Auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) zeigte in der „Superillu“ Verständnis für Merkels Entscheidung: „Ich kann den Schritt der Kanzlerin gut nachvollziehen.“ Merkel sehe die Energiewende als unheimlich große Herausforderung. „Dafür braucht sie einen starken Minister, der beim Thema Energiewende aufs Tempo drückt.“
Der neue Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) versicherte, er wolle auch weiterhin einen freundschaftlichen Umgang mit seinem Vorgänger pflegen: „Norbert Röttgen und ich sind zusammen in den Bundestag gewählt worden. Wir waren stets Freunde. Wir wollen beide auch in Zukunft miteinander freundschaftlich umgehen“, sagte er der „Bild am Sonntag“.
Bei der Landtagswahl am 13. Mai in Nordrhein-Westfalen hatte die CDU mit Spitzenkandidat Röttgen mit 26,3 Prozent ihr bislang schlechtestes Ergebnis erzielt. Röttgen trat umgehend als Landesvorsitzender zurück. Drei Tage später entließ ihn Merkel als Bundesumweltminister. Röttgen hatte bereits kurz danach erklären lassen, dass er sich nicht aus der Bundespolitik zurückziehen möchte. So möchte er 2013 auch wieder für den Bundestag kandidieren.
Der designierte neue Landesvorsitzende Armin Laschet räumte ein, dass es in der NRW-CDU Unruhe gebe, von Unfrieden wollte er aber im WDR-Hörfunk nicht sprechen: „Frieden ist da, aber was nicht da ist, ist Mut, Zuversicht. Es gibt viel Frust, viel schlechte Stimmung. Ich glaube, das wird das Kunststück sein, dass man sagt: Wir sind mehr wert als 26 Prozent.“ Er wolle die Partei rasch wieder aufrichten und handlungsfähig machen.