Sauerland-Abwahl: Duisburg sucht einen Nachfolger
Duisburg (dpa) - In Duisburg verbreitet sich nach dem quälenden Streit um Oberbürgermeister Adolf Sauerland die Hoffnung auf ein Ende der Grabenkämpfe.
Für die Nachfolge des wegen der Loveparade-Panik im Juli 2010 abgewählten Stadtoberhaupts bringen sowohl dessen CDU als auch seine Gegner einen gemeinsamen Kandidaten ins Spiel.
„Ich glaube, es gibt da einen Zwang zu einem parteiübergreifenden Konsens“, sagte Theo Steegmann, Sprecher des Abwahlbündnisses, zu dem unter anderem SPD, Grüne und Linke gehören. Das künftige Stadtoberhaupt müsse nach seiner Meinung den Rückhalt der rot-rot-grünen Ratsmehrheit und auch der Bürgerinitiative finden, betonte Steegmann im ARD-Morgenmagazin.
Ein Nachfolger für Sauerland muss innerhalb von sechs Monaten gewählt werden. Die Duisburger hatten sich am Sonntag überraschend deutlich gegen den 56-Jährigen ausgesprochen. Für die Abwahl stimmten 129 833 Wähler. Das waren wesentlich mehr als die für eine Abwahl notwendigen rund 92 000 Stimmen.
Der Duisburger SPD-Geschäftsführer Jörg Lorenz sagte noch am Wahlabend: „Es ist wichtig, dass wir jetzt mit allen reden.“ Die Sozialdemokraten wollten am Montagabend in Gremiensitzungen über ihr weiteres Vorgehen beraten.
Auch die CDU, die das Abwahlverfahren als Inszenierung der parteipolitischen Gegner Sauerlands verurteilt hatte, suchte am Tag nach dem Bürgervotum den Schulterschluss. „Wir sind zu konstruktiven Gesprächen bereit“, sagte der CDU-Kreisvorsitzende Thomas Mahlberg im WDR zur Frage nach einem gemeinsamen Kandidaten. Man müsse zum Wohl der Stadt „Gräben zuschütten“.
Finanzielle Sorgen dürfte Sauerland durch die Abwahl nicht bekommen. In den nächsten drei Monaten bekommt er seine normalen Bezüge als „Übergangsgeld“. In Sauerlands Besoldungsgruppe B 11 wären das laut NRW-Innenministerium monatlich rund 11 500 Euro plus Zulagen. Die dreieinhalb Jahre bis zum Ende seiner regulären Amtszeit als OB im Jahr 2015 kassiert Sauerland dann immerhin noch 71,75 Prozent seines Gehalts. Diesen Anspruch hätte er bei einem freiwilligen Rücktritt nicht gehabt.
Sauerland steht seit der Loveparade-Panik vor eineinhalb Jahren massiv in der Kritik. Damals kamen 21 Menschen ums Leben, Hunderte wurden verletzt. Er lehnte einen Rücktritt stets vehement ab und warnte vor einer „Vorverurteilung“. Nach der Abwahl zeigte er sich am Sonntag sichtlich betroffen: „Zu meiner Amtszeit gehören viele positive Ereignisse, aber eben auch die Loveparade“, sagte er. „Ich war gern Oberbürgermeister mit Herzblut und Leidenschaft.“
Sauerland hatte den Oberbürgermeister-Sessel in der SPD-Hochburg Duisburg 2004 erobert und fünf Jahre später verteidigt. Nun ist er der erste Rathauschef in einer nordrhein-westfälischen Großstadt, der durch Abwahl seinen Posten einbüßt. Die CDU hat damit vorerst ihren letzten Oberbürgermeister in den großen Städten des Ruhrgebiets verloren.