Sauerland-Abwahl: Genugtuung für die Angehörigen
Duisburger setzen mit der Abwahl Sauerlands ein Zeichen
Die Duisburger haben sich entschieden: Sie haben Adolf Sauerland als Oberbürgermeister abgewählt und damit 18 Monate nach der Loveparade-Katastrophe ein klares Zeichen gesetzt. Die Menschen wissen, dass Politiker auch Menschen sind, die Fehler machen können. Sie erwarten aber auch, dass Politiker zu der Verantwortung stehen, die sie vom Wähler verliehen bekommen haben. Dabei geht es nicht nur um die juristische Verantwortung, sie wird von der Justiz ohnehin eingefordert. Es geht um die moralische Verantwortung für eine Veranstaltung mit städtischer Genehmigung, bei der 21 Menschen starben und mehr als 500 verletzt wurden.
Sauerland, gegen den juristisch nicht ermittelt wird, hat sich seiner Verantwortung entzogen. Unerträglich lange verweigerte er sogar eine Entschuldigung, sie kam erst nach einem Jahr Verzögerung. Er konnte sich in seiner Stadt nicht mehr blicken lassen — eine ebenso absurde wie unhaltbare Situation für einen Oberbürgermeister.
Die Angehörigen der Opfer dürften das Ergebnis als Genugtuung empfinden. Sie wollten mit Sauerland nichts zu tun haben, ja, sie haben ihn auch verachtet. Das ist eine weitere traurige Facette dieser grundtraurigen Geschichte um eine Veranstaltung, die eigentlich ein ausgelassenes Fest sein sollte und in Tod und Schmerz endete.
Erstmals waren die Bewohner einer Großstadt in NRW nun aufgerufen, ihren Oberbürgermeister abzuwählen. Die Duisburger waren die Hauptdarsteller in diesem bisher einzigartigen Experiment. Der Weg dahin war alles andere als leicht. Die Loveparade-Katastrophe, vor allem aber der Umgang mit ihr in den Wochen danach, hat tiefe Gräben durch die Stadt gezogen.
Am Ende standen sich zwei unversöhnliche Lager gegenüber. Die CDU versammelte sich in einer Art Wagenburg um Adolf Sauerland, der sich als Opfer einer Kampagne inszenierte. Einige in der Bürgerinitiative vergriffen sich im Ton und verteufelten den Menschen Sauerland. Der viel größere Teil allerdings steht für ein Duisburg, das sich nicht unterkriegen lassen will, das die Stadt wieder nach vorne bringen will. Das ist Bürgersinn im besten Sinn. Schon aus diesem Grund hat sich das Verfahren unabhängig vom Ergebnis gelohnt.