Bilanz nach vier Jahren Spekulationen über Petry: AfD für mich „nicht alternativlos“
Berlin (dpa) - AfD-Chefin Frauke Petry hat mit einem Interview Spekulationen über einen Rückzug aus der Politik ausgelöst. „Weder die Politik noch die AfD sind für mich alternativlos“, sagte die Parteivorsitzende, die im Frühsommer ihr fünftes Kind erwartet, dem „Tagesspiegel“ (Freitag).
Die vergangenen vier Jahre in der AfD hätten für sie persönlich einen „enormen Kraftaufwand bedeutet“ sowie den „Abschied von einem geregelten Leben“.
Der „Tagesspiegel“ und anderen Medien interpretieren die Aussagen dahingehend, dass Petry einen „Rückzug aus der AfD“ erwäge. Die AfD-Chefin und ihr Sprecher wollten sich auf Anfrage zunächst nicht dazu äußern.
Petry hatte nach internen Diskussionen um die Spitzenkandidatur für den Bundestag in den vergangenen Wochen mehrfach betont, sie wolle mit einer geschlossenen Partei in den Wahlkampf ziehen. Anzeichen von Amtsmüdigkeit ließ die Vorsitzende der sächsischen AfD-Landtagsfraktion aber nicht erkennen.
„Ich glaube nicht, dass Frauke Petry jetzt die Flinte ins Korn wirft“, sagte Dirk Driesang, Beisitzer im AfD-Bundesvorstand, der Deutschen Presse-Agentur. Petry sei aus seiner Sicht auch „sehr wichtig für den Erfolg der AfD“. Vielleicht habe die Parteichefin mit ihrer Äußerung andeuten wollen, dass es für sie auch eine Grenze gebe. Für eine AfD, die den Ideen des Thüringer AfD-Rechtsaußens Björn Höcke folge, stünden Petry, er selbst und auch einige andere AfD-Funktionäre nicht zur Verfügung.
Mit Blick auf Anfeindungen auch aus den eigenen Reihen sagte Petry dem „Tagesspiegel“, man dürfe diese nicht persönlich nehmen, „sonst hält man es nicht lange aus“. Allerdings müsse jeder Politiker zugeben, dass ihn die Auseinandersetzungen auch persönlich berührten. „Alles andere wäre gelogen.“ Petry ist mit dem Vorsitzenden der nordrhein-westfälischen AfD, Marcus Pretzell, verheiratet.
Bei einer Podiumsdiskussion mit Vertretern anderer Parteien am Mittwochabend in Berlin hatte Petry gesagt: „Wir müssen es wieder schaffen, als Menschen miteinander umzugehen.“ Sie kritisierte die Wortwahl ihres Parteikollegen Nicolaus Fest. Er hatte die Menschen, die einst über die „Gastarbeiter“-Anwerbung nach Deutschland gekommen waren, in seinem Blog als „Gesindel“ bezeichnet.