Studie: Ausbau der Kinderbetreuung hinkt hinterher
Berlin (dpa) - Drei Jahre nach dem Bildungsgipfel von Bund und Länder gibt es nach einer Studie des Bildungsforschers Klaus Klemm in Kindergärten, Schulen und Hochschulen weiter großen Reformbedarf.
Der versprochene Ausbau der Kleinkinderbetreuung hinkt deutlich hinter den Zielen hinterher.
Nach wie vor bleiben zu viele Jugendliche zudem ohne Hauptschulabschluss. 1,7 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren haben keinen Berufsabschluss und sind auch nicht mehr in Qualifizierungskursen, ergab die Studie.
Laut der am Mittwoch auf einer Tagung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) vorgestellten Zwischenbilanz zum Bildungsgipfel fehlen in den Kommunen noch immer über 270 000 Betreuungsplätze, um den ab 2013 geltenden Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz für Kinder unter drei Jahren einzulösen. Auch mangele es dafür an ausgebildetem Personal. Allein bis 2013 würden bundesweit in den Kitas knapp 9000 Erzieher und in der Tagespflege über 32 000 Tagesmütter fehlen. Bund und Länder hatten vereinbart, für mindestens 35 Prozent aller Kleinkinder Betreuungsangebote zu schaffen.
Auch die seit Jahren immer wieder versprochene Halbierung der Schulabbrecherzahl kommt laut Klemm nur äußerst schleppend voran. So ist die Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss zwischen 2000 und 2009 gerade einmal um 2,4 Prozentpunkte gesunken - von 9,4 auf 7 Prozent. 17,2 Prozent der 20- bis 30-Jährigen haben keinen Berufsabschluss und befinden sich auch nicht mehr in Bildungsmaßnahmen. Das sind 1,7 Millionen junge Menschen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten hatten am 22. Oktober 2008 in Dresden vereinbart, die Investitionen für Bildung und Forschung bis 2015 auf zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) zu steigern. Nach Analyse Klemms hinken auch hier Bund wie Länder ihrer Zusage hinterher. Rechne man die befristeten Maßnahmen aus dem Konjunkturpaket II (unter anderem Schulrenovierungen) heraus, so sei zwischen 2008 auf 2009 lediglich eine Steigerung von 8,6 auf 8,7 Prozent zu verzeichnen.
Die Kanzlerin wird an diesem Donnerstag die Kultusminister besuchen und für mehr Sprachförderung der Migrantenkinder werben. Klemm verwies darauf, dass Kinder mit Migrationshintergrund seltener einen Kindergarten besuchen und häufiger die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen als deutsche Schüler. Während von den 20- bis 30-jährigen Deutschen 12,9 Prozent keinen Berufsabschluss erwerben, sind dies bei den jungen Menschen mit Migrationshintergrund 30,7 Prozent.